PRODUKVITITÄT
Unnötig verkomplizieren | Weshalb tun wir das und wie steuern wir dagegen?
Als Akademiker neige ich dazu, die Dinge etwas zu verkomplizieren, weil ich mir viel zu viel Gedanken mache, welche potenziellen Einflussfaktoren relevant sein könnten. Hat man schließlich vor zwei Jahrzehnten als Student gelernt. Ich arbeite schon lange daran, mir das wieder abzugewöhnen. Mal gelingt es besser, mal weniger gut. Fast genau wie bei Dan Rockwell beschrieben, erkenne ich die eine oder andere Situation wieder. Man kann gegensteuern. Es gibt also noch Hoffnung,
https://leadershipfreak.blog/2023/03/31/why-we-overcomplicate-things/
Ablenkung und Refokussierung | Ein Trick für bewusste Refokussierung
Die aktuelle Podcastfolge von Ivan Blatter ist wieder spannend. Wie oft lassen wir uns, während wir vor uns hinarbeiten, wider besseres Wissen übrigens, ablenken? Zu oft. Auf die Idee, eine Schachuhr zu verwenden, bin ich noch nicht gekommen. Ich habe mich mehr von der 18-Minuten-Regel von Bregmann inspirieren lassen. Jede Stunde kurz innehalten und neu fokussieren. Funktioniert übrigens gut mit dem Timer des Rechners. Was ich am Gedanken der Schachuhr spannend finde, die Zeit der Ablenkung ebenfalls zu erfassen und so noch mal das Bewusstsein zu schärfen. Ich muss es mal ausprobieren. Und wie löst Ihr das Thema?
https://ivanblatter.com/podcast/schach/
LEAN
Coaching-Kata | Wenn die Routine zum „Bericht verkommt“
Ist schon eine Weile her, da habe ich gelernt, dass die Coaching Kata (oder zumindest die Praxis) dahinter auch die Form des Dailys in Scrum inspiriert hat. In der Anwendung des Scrum Dailys wie auch der Anwendung der Coaching Kata als Routine gibt es einen Knackpunkt, der schnell zur Falle wird wird: Das Ritual des Austauschs verkommt zur Reporting Routine. Eine durch aus reale Gefahr. Besonders bei der sehr ritualisierten Kata. Hier heißt es aufmerksam sein und gegensteuern. Es geht nicht ums „Reporting“ im Sinne von Berichten, sondern um das bewusste Reflektieren und Verbessern. Nicht um Rechtfertigen, was man getan hat. Das thematisiert Mark Rosenthal recht gut und versucht herauszuarbeiten, wie ein guter Coach oder Mentor in dieser Situation reagieren kann:
http://theleanthinker.com/2023/03/27/toyota-kata-coaching-vs-a-report-out/
Toyota Kata | Beständige Reflexion und Anpassung als „Routine“
Ob Moltke hier von Götz Müller richtig verstanden worden ist, darüber kann man geteilter Meinung sein. Sich auf ein berühmtes Zitat zu berufen ist in der Tat schwierig, weil das Gesamtwerk und der Kontext fehlen. Wie gesagt, darüber kann man sich streiten und ich weiß, dass unter meinen geneigten Leser ein sehr genauer Kenner der Schriften Moltkes ist, der eine andere Sicht darauf hat. Das Zitat ist für mich aber nicht maßgeblich. Was mich mehr interessiert und was ich wichtiger finde, ist die Beschreibung der Toyota-Kata, die ich persönlich sehr spannend halte und von der ich denke, dass ie sehr hilfreich für die evolutionäre Transformation einer Organisation sein kann.
https://www.geemco.de/artikel/was-moltke-schon-ueber-die-toyota-kata-wusste/
AGILE
Scrum im Selbststudium | Die finalen Folgen der Blogserie
In der letzten Woche sind die letzten Beiträge aus der Blogserie von Simon Flossmann unter der Überschrift Scrum im Selbststudium erschienen. Die Teile 1 – 15 findet Ihr in den Links der Woche 11/2023 bis 13/2023 wieder. Für mich war die Blogserie eine schöne Auffrischung und sie ist für Neueinsteiger sicherlich ein guter Weg, sich mit Scrum vertraut zu machen. Im Folgenden nun die finalen 4 Beiträge Teil 16 bis 19. Viel Spaß beim Lesen.
Anforderungen in Scrum | 3 Typen der Anforderungen (Requirements)
Scrum macht Sinn, wenn wir explorativ-lernend an ein Thema herangehen müssen. Das bedeutet, wir wissen zwar grob, was am Ende herauskommen soll, können den Weg dorthin nur in Teilen genau abschätzen. Sprich, wir haben es mit einer hohen Komplexität zu tun, bei der wir zwar ein paar Dinge wissen, aber vieles noch im unklaren ist. Und so verhält es sich auch mit den Anforderungen, mit den wir es zu tun haben. Anforderungen oder Requirements beschreiben, was umgesetzt wird. Zu Beginn eines Scrum-Projekts kennen wir einen Teil davon, einen nicht unerheblichen Anteil müssen wir erst entdecken und erkunden (sie sind noch unentdeckt). Sie sind unbekannt. Tauche unerwartet auf, weil wir zu dem Zeitpunkt etwas noch nicht wussten oder sind noch unerkannt und müssen erst entdeckt werden. Und genau hier Stärke von Scrum als Rahmenwerk. Erkunden, Erforschen und Lernen würde unterstützt. Mike Cohen widment einen Blogbeitrag den drei erwähnten Typen von Anforderungen:
https://www.mountaingoatsoftware.com/blog/the-three-types-of-requirements
OKR implementieren | Was sind die Gelingensbedingungen
Ich habe schon so einige OKR-Implementationen gesehen und unter uns – ich habe sogar schon von einer OKR-Implementierung abgeraten, weil ich der Meinung war, dass die Organisation die „Umsetzungsreife“ noch nicht erreicht hat. Damit meine ich genau die Punkte, die Andreas Diehl als kritische hervorhebt und in seinem Artikel zusammenfasst. Keine Frage, eine gute OKR-Implementierung ist echt der Knaller und da bin ich sofort dabei. Ich bin jedoch der Meinung erst mal klein Anfangen und ausprobieren, dann Schritt für Schritt ausdehnen und dann erst ausrollen. Ganz wichtig dabei, es geht nicht einfach so nebenbei. Es ist ein Veränderungsprozess und der braucht Zeit, Geduld und Unterstützung. Sonst geht der Schuss schnell nach hinten los. Sprich, es gibt einiges erst zu klären, zu verstehen und dann kann man das dicke Brett sinnvoll aufbohren.
https://digitaleneuordnung.de/blog/okr-im-unternehmen-einfuhren/
Scrum-Ereignisse verbessern | Wie schaffen wir es, im Daily, der Retro und im Review noch besser zu werden?
Es gibt nichts, was man nicht noch besser machen könnte. Selbst wenn man schon ziemlich gut unterwegs ist. Das gilt für unsere Scrum-Ereignisse wie Review, Retrospektive und Daily genauso wie für unsere Arbeitsergebnisse, die wir als Team erstellen. Wie können wir noch besser werden? Folgt man Mary Iqbal sind es Kleinigkeiten in der Sprache und im Verhalten, auf die wir achten sollten und schon erreichen wir einiges mehr. Vieles davon kommt mir dann doch leicht bekannt vor, wird aber oft wenig beachtet. Was ich zum Beispiel gerne manche, ist bewusst neue Erkenntnisse zu feiern (nicht aufgetreten Fehler!). Was haben wir im letzten Sprint Neues gelernt, was uns neue Erkenntnisse gebracht hat. Probiert es mal aus und kürt am Ende der Retro das größte Learning des Sprints. Dadurch verrutscht der Fokus vom „Fehler“/“Irrtum“ auf den Erkenntnisgewinn.
https://www.scrum.org/resources/blog/add-special-ingredient-improve-your-scrum-events
Holacracy | Ein kritischer wissenschaftlicher Blick auf einen Hype
Ich bin in Sachen Holacracy skeptischer. Löblicher Ansatz, aber nicht wirklich gut durchdacht und mit einigen Schwächen. Zu gleich auch noch kommerzialisiert, obwohl es mit Sozikokratie 3.0 ein vergleichbares „freies“ Modell gibt. Die aktuelle Forschung von Stefan Kühl, die Andreas Zeuch hier sehr gut zusammenfasst (das Buch liegt noch bei mir auf dem Lesestapel) verstärkt die Skepsis. Ich hatte selbst vor Jahren die Gelegenheit, eine holakratisch geführtes Unternehmen „live“ zu erleben und war überrascht über das Hauen und Stechen hinter den Kulissen, dass von nur wenigen Personen ausging. Bis zu einem gewissen Grad hätten formellere Prozesse und Abläufe, das ist mein Erkenntnis, hier sicherlich mehr Transparenz und ggf. Mäßigung erreichen können. Für alle Interessierten, bietet wie gesagt, der Beitrag Von Andreas einen guten Überblick.
https://unternehmensdemokraten.de/2023/03/27/holacracy-auf-dem-pruefestand/
Beidhängigkeit oder Ambidextrie | Es braucht Agilität und Stabilität zugleich
Ich bin ein überzeugter Agilist und doch schätze ich „Stabilität“ sehr. Agilität und Stabilität gehören für mich zusammen. Ich kann nicht agil sein, wenn ich nicht ein Grundmaß an Stabilität habe, bei der ich mich darauf verlassen kann, dass es funktioniert. Dann kann ich mich erst auf die Agilität einlassen. Ganz praktisch ausgedrückt, dass beste Scrum-Team kann nicht arbeiten, wenn nicht die Infrastruktur stabil funktioniert. Daher bin ich der Überzeugung, die beidhändige Organisation, die Stabilität und Agilität gleichermaßen beherrscht, ist der Nordstern, den wir anstreben sollten. Mit dieser Meinung bin ich nicht ganz allein. Zum Glück. Unter anderem gibt es Heinz Peter Wallner, der ähnliche Gedanken vertritt:
https://hpwallner.com/navigation-im-beweglichen-wie-ihnen-die-ambidextrie-dabei-helfen-kann/
MANAGEMENT
Bewahren vs. Veränderung | Warum beides zusammengehört
Und weil Heinz Peter Wallner diese Woche gleich zwei Blogbeiträge veröffentlicht hat, die mir auch noch beide gefallen haben, lege ich noch mal einen Beitrag aus einer Feder nach, der das von mir angerissene Spannungsfeld zwischen Agilität und Stabilität aus einer weiteren Perspektive näher betrachtet: Bewahren ist durch aus etwas, was wir auch als Agilisten nicht verurteilen dürfen und sollten. Sondern als wichtigen Gegenpol bewusst nutzen und in unsere Arbeit integrieren müssen. Agilität gelingt nur, wenn wir ein Grundmaß an Stabilität haben. Zu viel Veränderung auf einen Schlag und im Extremfall unreflektiert ist der Tod jedes Veränderungsprozesses, weil es zu einer Überforderung und am Ende Radikalisierung kommt, die alle hinwegfegt.
https://hpwallner.com/radikales-bewahren-oder-und-der-exzess-ins-unplanbare-2/
Compliance und Bürokratisierung | Brauchbare Illegalität und unprofessionelles Management als Problem
Was Stefan Kühl aus organisationssoziologischer Sicht treffend beschreibt, ist das Ergebnis typischer Wirkmechanismen, die wir seit der Geburtsstunde der modernen Bürokratietheorie durch Max Weber kennen und nachvollziehen können. Weber selbst hat bereits vor 100 Jahren davor gewarnt, wie groß die Gefahr ist, wen der Bürokratiedrache entfesselt wird. So auch beim Thema Compliance. Ein legitimes Thema, dass seine Daseinsberechtigung hat. Und doch die Gefahr einer Überbürokratisierung birgt. Das Gegenmodell hierzu die brauchbare Illegalität, der Regelbruch in der Organisation, der die Organisation handlungsfähig macht, obwohl die Bürokratie sie lahmgelegt hat. Und woran krankt es?
„Letztlich scheitern Organisationen nicht an ihren alltäglichen Regelabweichungen, sondern an dem unprofessionellen Management ihrer brauchbaren Illegalitäten.“
Stefan Kühl, https://versus-online-magazine.com/de/kolumne/stefan-kuehl/compliance/ aufgerufen am 02.04.2023
https://versus-online-magazine.com/de/kolumne/stefan-kuehl/compliance/