Wenn ich „Einfach mal machen“, höre, da geht mir auf gut Schwäbisch “S’Sackmesser in dr Tasch uff” (Übersetzung: Geht mir das (Taschen-)Messer in der Hosentasche auf). Und wenn dann noch jemand behauptet, das wäre “agil” habe in der Tat massive Schwierigkeiten, ruhig und gefasst zu bleiben.
Warum? Einfach machen hat keine „Richtung“, um das Gemachte zu überprüfen. Wie will ich etwas reflektieren, wenn ich nicht weiß, warum ich etwas mache? Niemand, aber auch wirklich niemand macht – wenn er “empirisch” arbeitet – ein Experiment nur des Experiments willen. Nein, man macht es, weil man eine Hypothese überprüfen will. Wenn ich einfach mal mache, habe ich keine “Hypothese”. Ich mache irgendetwas. Ohne Richtung, die mir die Überprüfung meines “Kurses” erlaubt. Ohne zu überprüfen, ob das, was sich erreichen will, auch tatsächlich erreicht wird. Es ist nicht durchdacht. Es wird zum Selbstzweck. Wir machen halt irgendetwas, damit wir was gemacht haben. Und dann ist es „WOMBAT“, die reinste Verschwendung von Geld, Hirn und Geld.
Es ist respektlos, denen gegenüber die Ressourcen stellen. Denen gegenüber, deren Zeit in Anspruch genommen wird. Denen gegenüber, die mit dem Ergebnis konfrontiert werden. Und es ist NICHT agil. Weil es nicht empirisches Arbeiten ist. Weil es keine Lernschleife ermöglicht. Weil es keine Lernen ermöglicht.
Genau deshalb kann „Einfach mal machen“, nicht mehr hören. Agilität ist nicht Flexibilität ohne Sinn und Verstand. Ganz im Gegenteil. Agilität ist zielgerichtetes exploratives Lernen!
Ergänzung/Update
Vorhin hat mich ein treffender Einwurf von Detlef Stern über einen Social Media-Kanal erreicht. Er hat es richtig erkannt, einfach machen hat mehrere “Bedeutungen”. Einfach machen im Sinne von einfach losmarschieren und irgendetwas machen, ist respektlos. Während einfach machen im Sinne von einfacher machen wünschenswert ist, weil es ja bedeutet eben das zu verhindern, was ich als respektlos bezeichnet habe. Damit hat er recht. Und herzlichen Dank für den Hinweis.
Gleichzeitig hat er mich gefragt, ob ich Menschen als Ressource sehe. Sollte der Eindruck in der Tat entstanden sein, muss ich natürlich gegensteuern und mich für die Irritationen entschuldigen 😉 Nein, ich verstehe Menschen nicht als Ressourcen. Aber ich verstehe ihre eingesetzte Zeit und was sie für andere leisten als eine Art Ressource. Eine Ressource, die kostbar ist und mit der wir wertschätzend umgehen sollten. Wertschätzend bedeutet für mich respektvoll im Sinne nicht unnötig verschwenden. Lebenszeit, Engagement, Lebensenergie sind begrenzt. Nicht unendlich.
Der Mensch selbst ist NIE eine Ressource. Im Gegenteil. Mari Furukawa-Caspary betont sinngemäß (und in Anlehnung an die Toyota-Philosophie) immer wieder: Die Dinge haben sich nach dem Menschen zu richten, nicht der Mensch nach den Dingen. Der Mensch bestimmt, was die Dinge tun. Nicht umgekehrt. Ich denke, dass es den Nagel ziemlich genau auf den Kopf trifft.