#GEDANKENBLITZ | Respect for people fängt bereits damit an Menschen nicht als Kostenfaktor anzusehen

Nachdem ich in den letzten Wochen wieder verstärkt auf Projektausschreibungen und Stellenanzeigen geachtet habe und bei so vielen Fundstücken nur entsetzt den Kopf schütteln konnte, ich das Ganze mit den unterschiedlichsten Menschen aus den unterschiedlichsten Kontexten reflektiert habe, habe ich das Bedürfnis – auch verbunden mit der Hoffnung, dass der eine oder andere Leser, der dem beschriebenen Denkfehler bereits aufgesessen ist und dies zum Anlass nimmt, in sich zu gehen – ein paar Dinge loszuwerden.

Wer Scrum Master auf Moderation und Teamassistenz reduziert, hat noch nicht erfasst, dass sich hinter der Rolle ein Servant Leader verbirgt, der das Team und die Organisation befähigt und nicht bemuttert. Das ist keine Aufgabe für lebens- und berufsunerfahrene Neulinge, die man nach 2 Tagen Training einfach alleine machen lässt. Ganz im Gegenteil. Was erwarte ich aber auch in einem Land, in dem man immer noch glaubt, dass eine Fachkraft automatisch auch eine gute Führungskraft ist.

Wer glaubt, bei der Rolle des Scrum Masters, wie übrigens auch bei der Rolle des Product Owners und der Mitglieder des ScruTeams, sparen zu können, indem er junge und unerfahrene Mitarbeiter einsetzt (ohne sie zumindest von erfahrenen Mentoren begleiten zu lassen), handelt fahrlässig gegenüber allen Beteiligten (dem Team, den Stakeholdern, den Kunden und den Rolleninhabern). Und das ärgert mich. Es ärgert mich, weil ich es respektlos finde. Respektlos gegenüber den Rolleninhabern, respektlos gegenüber dem Team, respektlos gegenüber dem Kunden. So werden Potenziale verschenkt, so wird Muda erzeugt, so wird Frust erzeugt und so werden am Ende Menschen verbrannt.

Es braucht Menschen, die wissen, wie man ein Arbeitssystem aufbaut, das die Zusammenarbeit fördert und zu besseren Ergebnissen führt. Denn am Ende zählt immer das Ergebnis. Nicht wie viel Cent man pro Stück gespart hat. Ich kann ein schlechtes Ergebnis noch so kostengünstig produzieren. Es bleibt ein schlechtes Ergebnis. Ein Ergebnis, für das am Ende niemand bereit ist zu zahlen. Ich kann aber auch versuchen, durch Fokussierung auf Effektivität und Effizienz die Qualität zu verbessern und trotzdem deutlich besser abschneiden, weil ich eine Leistung erzeuge, für die jemand bereit ist zu zahlen. Dazu braucht es Menschen, die das Wissen umsetzen können, das dazu nötig ist. Mit anderen Worten: Menschen auf Kostenfaktoren zu reduzieren, in welchem Kontext auch immer, geht nach hinten los.

Und nicht vergessen: Eines der obersten Lean-Prinzipien lautet „Respect for people“. Das bedeutet, den Rahmen zu schaffen, der Zusammenarbeit ermöglicht. Individuen in Teams erzeugen Mehrwert.

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