#BUCHTIPP: Andreas Zeuch – Alle Macht für niemand. Der Aufbruch der Unternehmensdemokraten

Dem einen oder anderen ist es sicherlich aufgefallen, dass ich einen Faible für „subversive“ Ideen (aus Sicht des klassischen Managements) habe. Damit musste ich auch zwangsläufig über das neue Buch von Dr. Andreas Zeuch „Alle Macht für niemand. Aufbruch der Unternehmensdemokraten“ stolpern. Ich gebe zu, schon beim Titel waren die richtigen Reizwörter für einen studierten Verwaltungswissenschaftler mit drin, aber ich habe auch schon im Vorfeld einiges über das Buch gehört und bin bei der Lektüre nicht im geringsten enttäuscht worden.

Der erste Eindruck

Das 230-seitige Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist flüssig zu lesen. Die Argumente werden wissenschaftliche mit validierten Verweisen untermauert, auch wenn das Thema an sich deutliche normative Charakterzüge aufzeigt. Es deutlich spürbar, dass der Autor sein wissenschaftliches Handwerk beherrscht und dennoch in der Lage ist, dem komplexen Sachverhalt eindrücklich und verständlich zu beschreiben. Zu Beginn jedes Kapitels gibt es einen kurzen Abriss zum Inhalt, was die Einordnung des Themas erleichtert. Damit hinterlässt das Buch schon aufgrund von Schreibstil und Struktur einen guten ersten Eindruck.

Der Inhalt

Der erste Teil widmet sich schwerpunktmäßig den theoretischen Grundlagen. Anhang anerkannter empirischer Studien zeigt Zeuch, welche Nachteile Unternehmen in Kauf nehmen, wenn ihnen eine demokratische Verfassung fehlt und welche Vorteile eine solche für das Unternehmen bringen kann. Selbstorganisation und Mitbestimmung erhöhen nicht nur die Mitarbeiterbindung an das Unternehmen, sondern steigern auch die Produktivität und Leistungsfähigkeit. Ein Wirkungszusammenhang, der durch einen wachsende Zahl – wissenschaftlich anerkannter – Studien zunehmend untermauert wird. Partizipatorische Prozesse im Sinne der Unternehmensdemokratie führen nicht mitnichten in die Anarchie und ins Chaos, wie doch sehr gerne argumentativ vorgebracht wird.  Genau diese Argumente knüpft sich der Autor im weiteren Verlauf vor und enttarnt sie gegenüber der Faktenlage als nicht haltbar, um im Anschluss aufzuzeigen, welche positiven Auswirkungen ein Unternehmen als Demokratielabor – auch für die Gesellschaft – haben kann. Der erste Teil schließt mit einer Begriffserklärung und Begriffsabgrenzung von vergleichbaren und verwandten Begriffen, sodass das Konzept der Unternehmensdemokratie klarer und greifbarer wird.

Der zweite Teil des Buches zeichnet sich durch einen qualitativen Charakter aus. Zeuch greift in diesem Teil auf zwölf Fallstudien zurück, die er dezidiert beschreibt. Der Branchenmix und Größenmix ist sehr bunt. Die Fallbeispiele greifen auf Unternehmen aus Industrie, Hotellerie, Handel und Banken zurück. Unter den vorgestellten Unternehmen finden sich Traditionsunternehmen ebenso wie relativ junge Unternehmen. Auch im Hinblick auf die Unternehmensgröße gibt es eine breite Varianz, die belegt, dass unabhängig von Rechtsform und Unternehmensgröße das Konzept umsetzbar ist und dabei vielfältige Wege beschreitbar sind. Trotz der großen Unterschiede, gemeinsam ist allen Fallbeispielen – dies wird er im dritten Teil nochmals ausführlicher – darstellen, dass die Demokratisierungsprozesse in allen Fällen durch die Chefetage losgetreten wurden und ein kultureller Wandelprozess stattfand, der nicht immer einfach und konfliktfrei war bzw. ist. Die Fallbeispiele belegen – es gibt nicht den einen Weg. Auf Basis der Fallbeispiele leitet Zeuch 11 Thesen zur Unternehmensdemokratie ab, eher er im dritten Teil des Buches zusammenfassend auf die organisatorischen Grundlagen bei der Umsetzung der Unternehmensdemokratie eingeht.

Im dritten Teil des Buches beschäftigt sich Zeuch – in Bezug auf die Fallbeispiele – mit der Umsetzung oder der Umsetzung der Unternehmensdemokratie in die Praxis. Ausgang sind auch hier zunächst hier die notwendige Grundhaltung, methodische und organisatorische Impulse für den Einstieg, ehe er final die Gemeinsamkeiten der Fallbeispiele mit dem Hinweis resümiert, dass es nicht einen Weg gibt, sondern Unternehmensdemokratie ein lebendiger Entwicklungsprozess ist, die aus einer Erneuerung der inneren Haltung und Kultur erwächst.

Fazit

Kurz und knackig lautet meine Empfehlung: Lesen, wirken lassen und „subversiv“ werden. Das Buch war für mich sehr spannend. In vielen Dingen fühle ich mich bestätigt. Neue, inspirierende Impulse haben dazu geführt, dass Ideen weiter reifen und sich weiterentwickeln konnten – dank der Anregungen, die ich auch durch dieses Buch gewonnen habe.

Die Webseite zum Buch

2 Kommentare zu „#BUCHTIPP: Andreas Zeuch – Alle Macht für niemand. Der Aufbruch der Unternehmensdemokraten

  1. Lieber Thomas,

    herzlichen Dank für Deine interessante Zusammenfassung /1/, der sehr anregt, das Buch zu lesen.

    CU
    Boeffi

    /1/
    Heisst der Titel eventuell „###Alle### Macht für niemand. Aufbruch der Unternehmensdemokraten“ ?

    „Keine Macht für Niemand“ kenne ich von Ton Steine Scherben…

    Gefällt 1 Person

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