#LINKSDERWOCHE | 26/2025: Produktivität, Agile, Leadership und Management, Politik und Gesellschaft

PRODUKTIVITÄT

Scheitern | Eine Anleitung für den (selbst-)verwantwortlichen Umgang mit dem Scheitern

Dan Rockwell hat damit klar einen Nerv getroffen: „Fail fast, fail often“ ist eine gefährliche Halbwahrheit. Um zu lernen und sich zu entwickeln, braucht es mehr als nur ein ‚schnelles Scheitern‘. Was er „verantwortliches Scheitern“ nennt, kommt mir aus einem anderen Kontext sehr bekannt vor und erinnert mich ein wenig an die Coaching-Kata, die ich im Lean-Kontext kennengelernt habe. Um aus „Irrtümern“ zu lernen, muss ich wissen, was ich erreichen will. Welchen Zweck möchte ich erfüllen? Hierfür brauche ich das passende Lerndesign und einen Reflexionsrahmen. So ähnlich funktioniert übrigens auch wissenschaftliches Arbeiten 😉

https://leadershipfreak.blog/2025/06/25/a-field-guide-for-responsible-failure/

Nichtwissen | Je mehr wir wissen, desto mehr wissen wir, wie wenig wir wissen und das ist gut so

Je älter ich werde, desto klarer wird mir, wie viel ich noch nicht weiß. Und das ist nicht gerade wenig. Laut meinem ältesten Sohn weiß ich allerdings schon sehr vieles. Das heißt, ich merke jeden Tag, dass es noch viel mehr gibt, das ich lernen will und möchte. Darauf freue ich mich. Okay, ich behaupte auch schon sehr lange, dass wir beständig dazulernen müssen. Wenn wir nichts Neues mehr lernen, dann ist das der letzte Sargnagel und das Leben ist vorbei. Vielleicht bin ich deshalb auf den Beitrag von Dan Rockwell mit dem schönen Titel „7 Freuden des Dummwerdens” aufmerksam geworden. Nein, es geht nicht ums „Verblöden”. Es geht um die eingangs erwähnte Erkenntnis, dass man, je mehr Wissen man erwirbt, erfährt, wie wenig man doch weiß, und dass diese Erkenntnis sehr wertvoll sein kann.

https://leadershipfreak.blog/2025/06/27/7-joys-of-getting-dumb/

Wertschätzung | Mehr Wertschätzung wagen

Wie sagt ein Schwabe, dass er jemanden liebt? „I moag dia halt.” Wenig romantisch. Aber typisch. Man tut sich – nicht nur im Süden – schwer damit, Menschen zu zeigen, wie sehr man sie wertschätzt. Dabei würde genau das das Leben viel schöner machen. Da hat Anna Koschinski auf jeden Fall einen Nerv getroffen. Ich meine damit das übertriebene und wenig authentische „US-amerikanische Lobhudeln”. Nein, ich meine das ganz ehrlich, wertschätzende und authentische „Kerle, mit dir koa ma was oanfange”. Das kommt viel zu kurz und ist viel zu selten. Es wäre aber durchaus angebracht. Ich habe es mir jetzt fest vorgenommen. Danke für die Anregung.

https://anna-livia.de/sagt-es-den-menschen-wenn-ihr-sie-liebhabt/

AGILE

Product Owner | Weniger in Details verzetteln

Gerade bei explorativer Tätigkeit ist es schwierig, den Überblick zu behalten und sich nicht zu verzetteln. Das werden die meisten sicherlich gut nachvollziehen können. Ständig kommen neue Erkenntnisse, Ideen, Gedanken und Inputs hinzu, die eingeordnet, bewertet und ggf. sogar weiterentwickelt werden wollen. Sich dabei nicht in Details zu verzetteln, kann sehr herausfordernd sein. Simon Flossmann schlägt mehrere Modelle als Lösung vor, die dabei helfen können, im Bereich der Produktentwicklung das Ganze auf solide Füße zu stellen. Mein persönlicher Favorit ist schon länger das Kano-Modell, das ebenfalls zu den drei vorgeschlagenen Modellen gehört. Auch der Doppeldiamant, den viele aus dem Kontext des Design Thinkings kennen, gehört dazu. Das ebenfalls vorgeschlagene Logik-Modell hat ebenfalls seinen Charme und auch dieses habe ich gerne in ähnlicher Form in der Hinterhand. Die von ihm als Bonus vorgeschlagene Wahrheitskurve erinnert mich ein wenig an Effectuation mit ihren Prinzipien wie „leistbarer Verlust” und Ähnlichem.

https://www.scrum.org/resources/blog/verzettelst-du-dich-details-3-mentale-modelle-die-product-ownern-helfen-nicht-den-uberblick-der-produktentwicklung-zu-verlieren

Scrum Master | Worauf es wirklich ankommt

Mit dem Beitrag von Martin Hinshelwood könnte ich mir selbst ins eigene Fleisch schneiden oder zumindest den Eindruck erwecken, ich würde meiner eigenen Linie untreu werden. Er schreibt nämlich, dass es so etwas wie einen Junior Scrum Master nicht gebe und Scrum Master aus den Teams kommen sollten. Ich bin derjenige, der von außen in das Team in diese Rolle hineinkommt. Mir geht es darum, klarzumachen, dass die Rolle nicht einfach ausgefüllt werden kann, nur weil man einen zweitägigen Zertifizierungskurs abgeschlossen hat. Erfahrungswissen ist in dieser Rolle besonders wichtig. Man muss ein Gespür für Menschenführung und Gruppendynamik haben, aber auch wissen, wie „gearbeitet” wird. Und darauf möchte ich hinaus. Die Rolle des Scrum Masters wird viel zu oft auf „ein bisschen Moderieren” und „das Team bespassen” reduziert. Gute Scrum Master sind Servant Leader. Sie führen durch Unterstützung, was einiges an Wissen und Können voraussetzt, das nicht mal schnell in zwei Tagen erlernt werden kann. Wir sollten endlich beginnen, die Rolle als „Führungsrolle“ zu verstehen, denn nur so wird ein Schuh daraus. Ich würde nicht so weit gehen wie Hinshelwood, der die Rolle primär „intern“ besetzen möchte. Sie darf gerne extern besetzt werden. Wenn es passt. Mit geeigneten Menschen, die ihre Kompetenz für den Job bereits an anderer Stelle unter Beweis gestellt haben, weil sie Teams vorangebracht haben – und nicht nur mit einer Zertifizierung.

https://nkdagility.com/resources/blog/there-is-no-such-thing-as-a-junior-scrum-master/

Agile Paradox | Agile Methoden eingeführt und doch nicht agil

Stephan Wolpers widmet sich dem agilen Paradoxon: Viele Unternehmen führen zwar oberflächlich agile Methoden ein, setzen aber keine echte agile Transformation um. Tatsächlich beschreibt er hier Beobachtungen, die wir in der Praxis oft wiederfinden. Entwicklerteams dürfen jetzt Scrum, Kanban oder Ähnliches praktizieren, doch die Strukturen drumherum bleiben unverändert, sodass sich auch die Rahmenbedingungen nicht verändern. Es wird sich nichts verändern, wenn ein Scrum-Team sich auf dem Papier jede Entscheidung durch das Spitzenmanagement absegnen lassen muss und keine eigenständigen Entscheidungen treffen kann. Nur um ein Beispiel zu nennen.

https://www.scrum.org/resources/blog/agile-paradox

Agilität | Wo man sie nicht erwarten würde

Auch wenn der Begriff erst mit dem agilen Manifest auftauchte, ist Agilität keine neue Erfindung. Es ist auch kein „Label“, das nur der Softwareentwicklung zusteht. Ich habe hoch „agile” Teams erlebt, die das Wort Agilität noch nie gehört haben. Und das in Bereichen, in denen die meisten es nicht erwarten würden (Klischees und Vorurteile lassen grüßen). Ich werde auch nicht müde, immer wieder zu erklären, dass es eine öffentliche Pflichtaufgabe gibt, die den ganzen „modernen Kram” wie Lean, Agile und Unternehmensdemokratie schon seit 150 Jahren erfolgreich lebt. Und wir alle kennen diese Einrichtungen. Deswegen freut es mich, wenn auch andere Beispiele aus dem Hut zaubern, die zeigen, dass Agilität möglich ist, wo man sie nicht erwarten würde. So wie Felix Stein es hier macht.

https://www.lean-agility.de/2025/06/agilitaet-dort-wo-man-sie-nicht-vermutet-iii.html

Effectuation | Drei Fragen und drei Antworten

Effectuation ist genau der richtige Ansatz für das Handeln unter echter Unsicherheit, wenn weder Weg noch Ziel bekannt sind. Das ist sicherlich in den meisten Fällen nicht der Fall, kann aber durchaus vorkommen. Für mich ist es auch ein bisschen wie das Erkunden von zufälligen Türen, an denen man im Leben vorbeigeht und sich fragt, ob es sich lohnt, hinter die Tür zu blicken, auch wenn die Tür, an der wir gerade vorbeigehen, nicht wirklich dorthin führt, wo wir hinwollen. Um euch neugierig zu machen, schaut euch die Fragen und Antworten von Heiko Bartlog an. Ich finde, die haben was.

https://t2informatik.de/blog/drei-fragen-effectuation/

LEADERSHIP UND MANAGEMENT

Transformation | Mit dem Hammer abklopfen und Resonanz erzeugen

Wenn man „Hammer“ hört, hat man ziemlich oft das Bild vor Augen, wie man einen Nagel in die Wand schlägt oder etwas zertrümmert. Constantin Melchers schlägt jedoch etwas anderes vor. Nämlich „Abklopfen”. Dabei klopft man dagegen und achtet auf das Geräusch bzw. die Resonanz, die dabei entsteht. Er überträgt dies auf Organisationen mit Blick auf deren Transformation. Dabei geht es um das „Infragestellen” der Organisationsidentität, um keine neuen Muster unter anderen Vorzeichen zu produzieren, sondern eine echte Transformation zu unterstützen. Der Gedanke hat Charme.

https://t2informatik.de/blog/strategie-mit-dem-hammer/

Leader ausstatten | Lernen, Lehren und aus Schülern Lehrer machen

Ein fähiges Team, das eigenverantwortlich Probleme und Hindernisse löst, entsteht nicht von heute auf morgen. Ein Team wird befähigt, indem man es dabei unterstützt, sich zu entwickeln. Tim McMahon stellt in seinem Beitrag ein interessantes Stufenmodell vor, das allerdings bitte nur als Referenzmodell verstanden werden soll. In diesem Modell stehen Führungskräfte im Fokus, die Teams befähigen wollen. Das Modell greift auf fünf vereinfachte Stufen zurück: „Ich mache es selbst”, „Ich zeige, wie es geht, und ihr schaut zu”, „Ihr setzt um, und ich begleite euch dabei”, „Ihr setzt selbst um” und „Ihr setzt es um und zeigt es anderen”. Mit anderen Worten: Als Führungskraft beginne ich damit, Dinge selbst zu machen, um sie zu verstehen. Danach zeige ich anderen, wie es geht, mit dem Ziel, dass sie es selbst umsetzen. Zu Beginn mit meiner Hilfe, später vollständig eigenverantwortlich. Ist auch diese Hürde geschafft, werden die Mitarbeitenden selbst zu Lehrenden und zeigen es anderen. Jede dieser Stufen setzt andere Fertigkeiten und Rahmenbedingungen voraus, die wir als „Führung” kennen und beherrschen sollten, damit es gelingt.

http://www.aleanjourney.com/2025/06/how-to-equip-leaders.html

POLITIK UND GESELLSCHAFT

Autokratie | Ein Anti-Autokratie-Handbuch

Mit dem Erstarken autoritärer Kräfte weltweit – auch in Deutschland – beginnt man zwangsläufig, sich mehr damit zu beschäftigen, wie man sich gegen diese wehren kann. Ich werde nicht müde, immer wieder daran zu erinnern, dass eine der wichtigsten Lehren aus der Weimarer Republik lautet, dass Demokraten aller Parteien zusammenstehen und nur gemeinsam autoritäre Unterwanderungsversuche abwehren können. Ebenso, dass der Versuch, im Revier der Autoritären zu wildern, nur das Gegenteil bewirkt. Leider ist das einigen Parteistrategen nicht durchgedrungen. So bleibt einem gefühlt fast nur eines: sich für den Tag zu wappnen, an dem auch hierzulande die „Trumpisten” ihrem Irrsinn in der Breite frönen. Hierbei könnte das kürzlich erschienene Anti-Autokratie-Handbuch helfen, das ich über netzpolitik.org entdeckt habe.

https://netzpolitik.org/2025/anti-autokratie-handbuch-26-werkzeuge-zur-verteidigung-der-demokratie/

Parlamentarismusforschung | Spannende digitale Quellen

Der Republikpolizist (Mastodon) hat mich darauf hingewiesen, dass die Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien eine umfangreiche Sammlung von 52 Publikationen zur Parlamentarismusforschung zum freien Download bereitgestellt hat. Darunter befinden sich auch einige für mich persönlich recht interessante Veröffentlichungen. Das dürfte auch für den einen oder anderen zeitgeschichtlich interessierten Leser der „Links der Woche” von Interesse sein.

https://kgparl.de/retrodigitalisierung-weitere-52-quelleneditionen-und-monografien-online/

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..