#LINKSDERWOCHE | 50/2024: Produktivtät, Lean, Agile, Management und Leadership

PRODUKTIVITÄT

Wertschätzung | Nichts ist selbstverständlich

Wenn jemand ein Talent für etwas hat, so habe ich es mal gelernt, fallen dieser Person Dinge leichter als anderen Menschen. Es mag damit so wirken, als wäre es nichts besonders. Nur weil es so wirkt, muss dem nicht so sein. Auch wenn jemand ein Talent dafür hat. Den auch dahinter steckt viel Arbeit, Erfahrung und Lernen, um das Talent zur Blüte zu bringen. Soll heißen, wir sollten auf Anna Koschinski hören und damit beginnen uns zu freuen, dass uns etwas gelingt. Selbst dann, wenn es un leicht fällt. Den nichts ist selbstverständlich. Auch wenn es so wirken mag.

https://anna-livia.de/schwer/

LEAN

Engpass Mensch | Erfahrungwissen ist nicht einfach ersetzbar

Es gibt Leute, die glauben tatsächlich, dass jeder Mensch jederzeit ersetzbar ist. Nun, meine Damen und Herren, dem ist leider nicht so. Erfahrungswissen ist nicht einfach übertragbar und ersetzbar. Und genau hier haben wir das Problem: Menschen bzw. ihr Wissen und – noch viel wichtiger – ihr Können (das Erfahrungswissen) können sehr schnell zum Flaschenhals in einer Organisation werden. Und ja, ich habe das oft genug erlebt. Da wir vor einer noch nie dagewesenen demografischen Herausforderung stehen, die wir trotz der sich abzeichnenden „Krise“ nicht aus den Augen verlieren dürfen und sollten, ist das Thema mehr als relevant. Stategisches, im Sinne von langfristiges Planen und Vorgehen, Denken und Handeln ist hier mehr als angebracht. So jedenfalls verstehe ich Götz Müller.

https://www.geemco.de/artikel/der-flaschenhals-mensch-wie-die-abhaengigkeit-von-einzelpersonen-unternehmen-in-die-krise-fuehren-kann/

Value Stream Mapping | Wie die Visualisierung gelingt

Ich bin ein großer Freund der Visualisierung. Dazu gehört auch das Value Stream Mapping, wie es hier von Tim McMahon gezeigt wird. Was ich in diesem Zusammenhang immer wieder betone und empfehle, ist die Betrachtung von rechts nach links, d.h. vom Ergebnis ausgehend den Wertstrom oder Prozess Stück für Stück rückwärts zu betrachten, um Verbesserungspotenziale zu heben und Fallstricke zu erkennen.

http://www.aleanjourney.com/2024/12/the-secrets-to-creating-effective-value.html

AGILE

Skalierung | Wie es einfacher geht …

Auch ich bin nicht frei von Fehlern und ertappe mich manchmal dabei, Dinge unnötig kompliziert zu machen. Das Agile Manifest widmet der hohen Kunst der Einfachheit sogar einen seiner Grundsätze. Stellen wir uns vor, wir würden sie auch beim Thema Skalierung zur Leitmaxime machen, das würde uns auch an dieser Stelle das Leben erleichtern. Meine persönlichen Favoriten zu diesem Thema sind die Verbesserungskata mit Kanban auf der strategischen und taktischen Ebene, eingebettet in ein Obeya-System (der Transparenz wegen), das es der operativen Ebene weitgehend offen lässt, wie sie sich organisiert. Die Verbesserungskata und Obeya beinhalten dabei ein evidenzbasiertes System, das misst, was wirklich relevant ist und die evolutionäre Entwicklung der Gesamtorganisation unterstützt und ausreichend Orientierung bietet. Ansonsten stimme ich weitgehend mit Willem-Jan Ageling überein, der sieben clevere Ideen für eine einfache Skalierung vorschlägt, mit denen man sehr gut arbeiten kann. Es muss nicht immer das große Framework von der Stange sein, das über teure Schulungen und Lizenzen eingekauft werden muss.

https://ageling.substack.com/p/7-hacks-to-scale-without-overly-complicated

Mehrwert | Wichtig zu wissen für Produkt Owner:innen

Mehrwert schaffen durch exploratives Vorgehen ist das Ziel eines guten Scrum-Teams. Aber was Mehrwert ist, ist nicht immer leicht zu fassen. Wie Simon Flossman nehme auch ich gerne das Kano-Modell als Grundlage, weil es zum einen sehr schlüssig erklärt, dass es eine untere Schwelle gibt, die man auf keinen Fall unterschreiten sollte, einen Bereich definiert, der Zufriedenheit erzeugt und einen Bereich definiert, der „echten“ Mehrwert bringt. Darüber hinaus räumt Simon Flossman mit weiteren Mythen auf, die ebenso wichtig sind. Der Titel des Blogartikels lautet daher treffend „Was jeder Produkt Owner über Mehrwert wissen muss“. Das Ganze bezieht sich, wie der Titel schon sagt, auf die Produktentwicklung, was nicht heißt, dass es nicht auch auf andere Bereiche übertragbar wäre (sofern die Effizienzneurotiker bereit sind zuzuhören, man möge mir diesen kleinen Seitenhieb verzeihen).

https://www.scrum.org/resources/blog/was-jeder-product-owner-uber-wert-wissen-muss-3-mythen-und-warnungen

Imagewandel der Agilität | Ein Problem, zum Teil hausgemacht

Felix C. Stein spricht ein Thema an, das viele in der agilen Community bewegt. Rund um das Thema „Agilität“ ist in den letzten Jahren – mir fällt gerade kein passender Begriff ein – einiges verrutscht, was – nicht ganz zu Unrecht – dazu geführt hat, dass der eine oder andere genervt auf „Agile“ reagiert. Ich kann das sehr gut verstehen. Zum Unterschied zwischen Agilisten und Agilelogen habe ich bereits 2015 einen Gedankenblitz veröffentlicht. Seitdem scheint sich vieles eher verschärft als verbessert zu haben. Scrum Mastering wird mit Wohlfühlmanagement verwechselt, manche Retrospektive gleicht eher einem pseudo-sozialpädagogischen Ringelpiez und der Methodenfetischismus ist – allen Selbstbeweihräucherungen der Community auf Linkedin zum Trotz – nicht besser geworden. Gelegentlich beschleicht mich das Gefühl, dass die selbstkritische Reflexion zu Gunsten der marktschreierischen Selbstvermarktung zu kurz gekommen ist. Das Imageproblem der Agilität ist zumindest teilweise hausgemacht (ich habe mich dazu hinreißen lassen, meinen Schmerz auf Mastodon hineinzuschreien).

https://www.lean-agility.de/2024/12/der-imagewandel-der-agilen-bewegung.html

Priorisierung | Was wir nicht tun müssen

Die MoSCoW-Priorisierung ist wahrscheinlich vielen bekannt. Ich finde sie in vielen Zusammenhängen nützlich. Aber was Stefan Wolpers macht, finde ich sehr spannend. In seinem Artikel dreht er den Spieß um und nutzt das MoSCoW-Framework nicht, um zu bestimmen, was zu tun ist, sondern nutzt es, um zu entscheiden, was wir nicht tun. Wir entscheiden, welchen Ballast wir wie abwerfen. Das passt wunderbar zum Agilen Manifest, in dem es um die Kunst der Einfachheit geht und darum, nicht wertschöpfende Arbeit zu vermeiden, die unnötig Ressourcen bindet, die wir anderswo sinnvoller einsetzen könnten. Dafür bin ich immer zu haben 😉

https://dzone.com/articles/the-inverted-moscow-framework

Trainings und Workshops | 3 vermeidbare Fehler

Auch wenn man nicht mit dem Schwerpunkt „Trainer“ arbeitet, kommt man nicht umhin, den einen oder anderen Workshop zu organisieren und durchzuführen. Was mich persönlich nervt, sind die Vorstellungsrunden am Anfang. Sie bringen keinen wirklichen Mehrwert (es bleibt selten genug hängen) und sind für viele eine „Hürde“: „Ich soll mich vor fremde Leute stellen und etwas erzählen“. Das schreckt viele zu Recht ab. Es braucht eine Vertrauensbasis und die ist sicher noch nicht da. Die wird sich hoffentlich im Laufe der Zeit nach einem halben bis einem Tag einstellen. Besser finde ich eine kurze Abfrage der Erwartungen und des Vorwissens. Für mich als Moderator, als Trainer ist das eine Hilfestellung, um gegebenenfalls noch nachjustieren zu können. Ich erkläre es auch meistens so. Und auch die anderen beiden Fehler – von Simon Flossmann – für Trainings kann ich sehr gut nachvollziehen. Sehr gut zu lesen und eine gute Anregung über den eigenen Stil nachzudenken.

https://www.scrum.org/resources/blog/3-kleine-fehler-so-sabotieren-trainer-unbewusst-ihre-workshops-und-schulungen-und-wie-du-stattdessen-effektives-lernen-ermoglichst

Zwei Sichtweisen | Zwischen Flow- und Produkt-Perspektive

Der Artikel von Andy Brandt ist für mich insofern interessant, als er zwei Perspektiven darstellt, die unsere agile Praxis prägen: die Flow-Perspektive (von vielen gerne mit Standard und Linie assoziiert) und die Produkt-Perspektive (von vielen gerne mit Produktentwicklung assoziiert). Beide Perspektiven haben ihre Berechtigung und sind wichtig. Agilität kann ohne Stabilität nicht funktionieren, deshalb ist die beidhändige Organisation so wichtig. Und das ist auch der Grund, warum mir dieser Beitrag aufgefallen ist. Andy Brand bringt es auf den Punkt: „Es geht nicht darum, eine Perspektive zugunsten der anderen komplett zu verwerfen – beide haben ihren Platz und ihre Anwendungen. Es geht darum, sich bewusst für eine Perspektive in einem bestimmten Kontext zu entscheiden und zu verstehen, welche Auswirkungen diese Entscheidung auf die Art und Weise hat, wie Arbeit organisiert und Erfolg gemessen wird. Wir brauchen beide Perspektiven – je nach Kontext die eine mehr, die andere weniger. Aber nur zusammen, im Zusammenspiel beider Perspektiven, wird ein Schuh daraus.

https://www.scrum.org/resources/blog/two-perspectives-managing-work

MANAGEMENT UND LEADERSHIP

Führung | Nicht was, sondern wer

Dan Rockwell trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er titelt: Progressive Leaders Know the Answer to “How” is “Who”. Führung bedeutet nicht, Arbeit zu verteilen. Das wäre verwalten. Nicht führen. Es geht darum, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit diejenigen, die für etwas am besten geeignet sind, ihre Talente einsetzen können, um Ergebnisse zu erzielen. Mehr ist dazu nicht zu sagen, oder?

https://leadershipfreak.blog/2024/12/09/progressive-leaders-know-the-answer-to-how-is-who/

Veränderungen | Am Beispiel Homeoffice: Weshalb Management per Anordnung nicht funktioniert

Im Beitrag von Olaf Hinz zur Homeoffice-Diskussion finde ich einige Aspekte interessant, die mir zunehmend auffallen: Die Zunahme oder besser die Rückkehr des „Autoritären“ im Management. Manche sagen, das sei ein Trend der Zeit. Warum sollte es im Management anders sein als in unserer Gesellschaft? Und ja, es ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Ich halte das für eine gefährliche Entwicklung. Zum einen aus gesellschaftlicher Sicht, Unternehmen sind Teil unserer Gesellschaft, zum anderen vor dem Hintergrund der Qualität von Entscheidungen. Veränderung per Befehl oder Weisung schadet der Organisation. Es nimmt Entwicklungsoptionen, führt zu einer Erstarrung der Organisation statt zu effektiven und flexiblen, also adaptiven Arbeitsweisen. Das Beispiel Homeoffice ist daher gut geeignet, um zu zeigen, dass es kein Entweder-Oder gibt, sondern ein ständiges Aushandeln notwendig ist, um der Komplexität und Vielfalt gerecht zu werden.

https://www.hinz-wirkt.de/lotsenblog/artikel/5962-homeoffice-2025-zurueck-in-die-zukunft/

New Work und Führung | Entromantisierung von New Work und Neuausrichtung

Hendrik Epe bezieht sich in seinem Beitrag insbesondere auf die Soziale Arbeit. Die Parallelen zu anderen Bereichen, die ich zumindest sehe, lassen auch eine Übertragung der Erkenntnisse auf diese zu. Das passt ein wenig zur Diskussion um Agilität, die – so hoffe ich – den ursprünglichen Gedanken wieder in den Vordergrund rückt. Weg von der romantischen Vorstellung eines „Wohlfühlmanagements“, hin zu einer anpassungsfähigen Organisation, die effektiv und flexibel ist und sich auf „Effektivität“ und Ergebnisse konzentriert.

https://www.ideequadrat.org/new-work-fuehrung-und-fachkraeftemangel-soziale-arbeit/

Ein Kommentar zu „#LINKSDERWOCHE | 50/2024: Produktivtät, Lean, Agile, Management und Leadership

  1. Lieber Tom,

    danke – mal wieder! – für die anregenden Fundstücke! Im Nu ist eine Stunde weg, wenn ich Deinen Links folge;-)

    Schöne Grüße Conny

    _________________________________________________ Prof. Cornelia Vonhof Studiengang Informationswissenschaften / Bibliothek & digitale Information Studiengangleiterin Kontakt-/ Masterstudiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement

    Hochschule der Medien Nobelstraße 10 | 70569 Stuttgart

    0049 (0)711 8923 3165 vonhof@hdm-stuttgart.de | http://www.hdm-stuttgart.de/bdi

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