Gestern habe ich in die Runde geworfen, dass ein guter Scrum Master ein Generalist sein muss. Was ich offenbar nicht bedacht habe, ist, dass nicht jeder das gleiche Begriffsverständnis hat wie ich. Nachvollziehbar, denn wir alle haben sehr individuelle Erfahrungen im Laufe unseres Lebens gesammelt und so macht die Begriffsklärung Sinn.
Abrenzung: Der Spezialist
Vorneweg – für mich macht Wissen und Können einen großen Unterschied. Wissen kann ich mir schnell aneignen. Das macht mich aber noch lange nicht zu Könner. Spezialisten sind daher für mich Menschen, die in einem Fachgebiet nicht nur ein vertiefendes Wissen, sondern auch ein hohes Maß an Können aufweisen (wenn dies jetzt an Gerhard Wohland erinnert – ja, da kommt diese Unterscheidung her).
Eine Fachsprache zu kennen, macht mich daher nicht Spezialisten. Die ist schnell gelernt. Sprich: Ich muss kein Softwareentwickler sein, um als Generalist Softwareentwickler ausreichend zu verstehen und ihre Herausforderungen interpretieren zu können.
Begriffsklärung: Generalist
Im Umkehrschluss ist für mich daher ein Generalist ein Mensch, mit einem breiten methodischen Wissen und Können. Er ist kein Spezialist auf einem Fachgebiet im Sinne von Wissen und Können, sondern in diesem Fachgebiet nur ein (Teil-)Wissender. Er muss nicht über ein vertiefendes Wissen verfügen, um fachliche Probleme zu lösen, sondern ein ausreichendes Wissen, um die Spezialisten zu verstehen. Er ist daher im fachlichen Sinne breit aufgestellt. Anders im methodischen Sinne, darin ist er ein wahrer Kenner und Könner. Ein Fachmann für Methodik und zum Prozess.
Generalisten sind nach meinem Empfinden offene „Unruhegeister“, die gerne etwas Neues dazu lernen, um besser zu verstehen, ohne in die Tiefe zu versinken. Ihn reicht aus, zu verstehen. Sie eigenen sich schnell das erforderliche Basiswissen an, um mit den Spezialisten auf Augenhöhe kommunizieren zu können. Wer dazu nicht bereit ist, der ist fehl am Platze und ist auch kein „echter“ Generalist. Ein echter Generalist hat kein Problem damit, in ein neues, unbekanntes Thema einzutauchen. Im Gegenteil. Und doch gehen Generalisten nicht in die Tiefe, sondern bleiben in der Breite.
Scrum Master als Generalisten
Das macht sie aus meiner Sicht oft zu guten Scrum Mastern und „Servant Leadern“ (ein Generalist zu sein reicht nicht aus), da sie oft methodische Könner sind, denen es gelingt, die notwendige fachliche Distanz zu wahren und sich auf die Rahmenbedingungen zu fokussieren.
Mit diesem methodischen Können werden die Rahmenbedingungen geschaffen, die es Spezialisten erlauben, gemeinsam an der Lösung von Herausforderungen zu arbeiten und mit den konstruktiv Anspruchsberechtigten in Austausch zu treten.