#GEDANKENBLITZ | Veränderungsträge oder doch nicht?

Patrick Schönfeld hat in seinem Blog chaosverbesserer.de einen Gedankenblitz von mir aufgegriffen. Das gefällt mir. In den Tiefen meiner Hirnwindungen hat es danach wieder kräftig gerattert. Gerne hätte ich einen Kommentar dazu geschrieben, nur leider gibt es keine Kommentarfunktion. Schade. Aber für was habe ich selbst einen Blog. Also dann … rein in die Tasten.

Formal alles beim Alten, informell alles im Fluss

Interessanterweise gibt es zwei Dimensionen, die wir – wenn wir uns Organisationen anschauen – im Auge behalten sollten. Einmal die formale Ebene und zum Zweiten die informelle Ebene. Als Fritz Scharpf die Politikverflechtungsfalle am Beispiel der Gemeinschaftsaufgabe regionale Wirtschaftsentwicklung beschrieben hat, hatte er insbesondere die formellen Abläufe vor Augen. Das ist naheliegend. Diese sind ja auch gut sichtbar und damit wesentlich greifbarer, wie die informellen Abläufe und Prozesse. Aufgrund der „Institutionenausgestaltung“ – sprich der formellen Abläufe – kam er zu dem Ergebnis, dass durch eben diese Prozesse, kaum Veränderungen stattfanden.Gibt es zwischen Bund und Ländern keine Einigung, dann bleibt alles beim Alten. Tschaka. Nur nachfolgende Generationen machten die Beobachtung, dass sich auf der informellen Ebene doch einiges im Laufe der Zeit verändert. Bezug nehmend auf die fehlende Anpassungsfähigkeit einer Organisation zeigt sich hier, vielleicht warum eine Organisation sich zwar formell nicht anpasst und trotzdem unter sich verändernden Rahmenbedingungen funktioniert, weil sie sich auf informeller Ebene anpasst.

Historische Pfadabhängigkeit

Auch weist er zu Recht darauf hin, dass Menschen und damit Organisationen als soziale Gebilde, eine gewisse Veränderungsträgheit aufweisen. Institutionen – so beschreibt es einer der neueren neoninstitutionellen Theorien, verhalten sich, insofern rational als sie sich entlang bewährter Entwicklungspfade bewegen. Und zwar so lange, bis ihnen der Pfad versperrt wird. Die müssen ausweichen, werden aber um die das Risiko des Unbekannten zu minimieren, vergleichsweise schnell zum ursprünglichen Entwicklungspfad zurückkehren. Das erklärt sicherlich, warum sich Organisationen eher in kleineren, evolutionären Schritten verändern.

Fazit

Auch wenn es im ersten Augenblick scheint, dass eine Organisation sich kaum, bis wenig an sich verändernde Rahmenbedingungen anpasst – ein genauerer Blick lohnt. Oder mit anderen Worten, auf der informellen Ebene finden viele Anpassung statt, die formal noch lange nicht vollzogen sind. Dennoch bleibe ich dabei, dass diese Veränderungen angesichts der höheren Veränderungsgeschwindigkeit der Umwelt voraussetzt, dass sich hier mehr tut.

Ich wage die These, dass eine agile Geisteshaltung in einem nicht-agilen Umfeld in etwa dem entspricht, was ich weiter oben beschrieben habe. Auch wenn ich mir gerne wiederhole, der formale Prozess ist nicht per se agile, sondern die Geisteshaltung. Setzte ich agile Methoden ein, unterstütze ich „formal“ die „informelle“ Geisteshaltung. Diese sehe ich als treibende Kraft der „Überlebensfähigkeit“ von Organisationen an.

2 Kommentare zu „#GEDANKENBLITZ | Veränderungsträge oder doch nicht?

  1. Das ist ein interessanter Gedankengang und erinnert mich daran, dass ich in irgendeinem Buch (Komplexithoden vielleicht?) darüber gelesen habe, wie sehr Unternehmen teilweise dadurch am Leben gehalten werden, dass manche Mitarbeiter streng genommen ungehorsam gegenüber den dysfunktionalen Regeln sind.

    Sprich: Durch Regelbrüche wird der Laden am Laufen gehalten.

    Gefällt 1 Person

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