Höchste Eisenbahn für meinen persönlichen Rückblick auf das diesjährige PMCamp in Dornbirn (20. – 22.11.2014). Unbestritten eines der Highlights des Jahres. In diesem Jahr bin ich zum dritten Mal in Folge in den Genuss dieser Unkonferenz (Barcamp) gekommen, die sich mit Recht und Fug als Klassentreffen der subversiven Projektmanager bezeichnen darf. Ich habe an diesen drei Tagen viele bekannte Gesichter wieder getroffen. Man kennt sich zwischenzeitlich zum großen Teil. Manche Teilnehmer kommen bereits seit dem ersten PMCamp jedes Jahr nach Dornbirn. Aber auch dieses Jahr haben wieder zahlreiche neue Gesichter den Weg zum PMCamp und ich hoffe zu OpenPM gefunden.
Übrigens das Wort subversiv verwende ich in Zusammenhang mit dem PMCamp mit einem Augenzwinkern (kleiner Hinweis für alle diejenigen, die meinen Humor nicht kennen bzw. verstehen). Das PMCamp ist sicherlich für den tayloristisch geprägten Manager vollkommen unverständlich, schlicht und ergreifen „subversiv“, denn es geht dort vor allem Dinge wie „Führung auf Augenhöhe“, „Holocracy“ und viele andere „ketzerische“ Ideen, die dem klassisch geprägten Schlipsträger in der Vorstandsetage des DAX-Konzerns eher Angst machen dürften. Aber genau diese Themen sind es, die unsere Arbeitswelt und damit das Themenfeld Projektmanagement in Zukunft verstärkt prägen werden. Das Management-Paradigma Frederick Taylors hat ausgedient!
Ein weitere Grund warum ich jedes Jahr zum kommenden PMCamp hinfiebere ist die herrlich unkomplizierte Atmosphäre. Es gibt keine Blasmusik-von-Vorne, keine Selbstbeweihräucherungsreden von Möchtern-Management-Stars, keine Showlaufen mit etwaigen Statussymbolen. Es ist keine der typischen Konferenzen, bei denen sich die Teilnehmer versuchen gegenseitig irgendwelche Leistungen zu verkaufen. Im Fokus steht der Dialog und der Austausch zwischen den Teilnehmern. Unkompliziert und auf Augenhöhe. Selbst wer zum ersten Mal dabei ist, bekommt vermittelt zu Familie zu gehören. Es spielt keine Rolle, ob man Sachbearbeiter oder Geschäftsführer ist – in dieser Runde nimmt man sich ernst. Wird man gefragt, was man beruflich macht, spiegelt sich darin echtes Interesse – auch an einem branchenübergreifenden Ideenaustausch.
Der 2,5tägige Austausch begann mit einem Cometogether im Café Schräg an der Fachhochschule Vorarlberg am Donnerstagabend. Einem unkomplizierten Kennenlernen und Wiedersehen. Es war mir eine Freude viele alte, hochgeschätzte Bekannte und zahlreiche neue Gesichter zu entdecken.
Den ersten Tag eröffnete Gebard Borck mit seinem kurzweiligen Impulsvortrag (neudeutsch: Keynote) „… und dann kam mir das Leben in die Quere – Gedanken zu Beyond Project Management“. Die Grundidee des Vortrags stellt das klassische Managementmodell in Frage, dass bei zunehmender Unsicherheit durch wachsende Komplexität der Umwelt zwangsläufig versagen muss. Sein dezentraler Ansatz dürfte in mancher Vorstandsetage ungläubiges Staunen hervorbringen. Die „ketzerischen“ Thesen von Gebhard Borck finden sich in der Dokumentation auf OpenPM, deswegen verzichte ich darauf sie hier zu wiederholen. Dankenswerterweise hat Gebhard verschiedene Sessions zur vertiefenden Auseinandersetzung angeboten, die übrigens sehr gut besucht waren.
Die zweite Impulsvortragende, Dr. Melanie Kaiser, eröffnet den Samstag mit einem Vortrag über „kluge Entscheidungen und Burnout“. Fazit: die Psychotherapeutin stellt das weitverbreite Modell des Homo Oeconomicus und der vernunftgeleiteten Entscheidungen in Frage und forderte die Teilnehmer auf, bei Entscheidungen auch den Bauch mit einzubeziehen. Auch dieser Vortrag findet sich in der Dokumentation des PMCamps.
Die Sessions waren wie immer spannend und zahlreich. Für mich bedeutete dies mal wieder eine ganze Reihe verpasster Gelegenheiten, da ich leider nicht jede Session besuchen konnte, die mich interessiert hat. Auch habe ich selbst zwei Sessions angeboten. Eine davon beschäftigte sich mit der Frage, inwieweit Projektmanagement von Politikwissenschaften lernen kann. Erfreulicherweise war die Session gut besucht und auch wenn sie nicht ganz so verlaufen ist, wie ich mir es vorgestellt habe, hatte ich den Eindruck, eine kleine Inspiration setzen zu können.
Die Sessiondoku wächst im Augenblick noch. Ein großer Teil ist bereits auf OpenPM versammelt und kann dort nachgelesen werden.
Nicht unterschlagen möchte ich den gemütlichen Teil – die Party am Freitagabend. Hervorragend organisiert von Stefan Hagen und seinem Team in den Räumen der Hagen Management GmbH. Das zugehörige PMWhisky (die Schreibweise mit e hat sich leider nicht durchgesetzt 😉 ) war nicht minder anregend und wie ich gehört habe, ist dadurch ein beachtlicher Spendenbetrag für die Arbeit von OpenPM zusammengekommen.
Einen winzigen kleinen Wermutstropfen hatte jedoch die diesjährige Veranstaltung für mich. Was gut für die Community-Bildung ist, kann inhaltlich zum Problem werden. Die Veranstaltung lebt vom Ideenaustausch und durch den vergleichsweise hohen Anteil bekannter Gesichter läuft das PMCamp Gefahr irgendwann in einen „Blase“ gefangen zu werden. Schon allein deshalb wünsche ich mir, dass auch künftig wieder neue Gesichter den Weg zum PMCamp finden und neue Ideen hineintragen.
Übrigens die Tweets zum PMCamp in Dornbirn kann man auf Rebelmouse nachlesen.