Ich oute mich heute mit einer Buchempfehlung als überzeugten Anhänger der europäischen Idee, wobei ich das Buch von Robert Menasse auch jedem empfehlen kann, der bisher kein Freund der europäischen Idee war und ist.
Die ursprünglich Idee zu diesem Buch, einen Roman über einen EU-Beamten zu schreiben, hat den Autor selbst zu einem längeren Aufenthalt in Brüssel veranlasst. Dabei hat er selbst erleben dürfen, dass die gängigen Vorurteile wenig mit der Realität zu tun haben. Der EU-Beamte ist kein weltfremder Bürokrat, der mit hämische Freude arglose Bürger penetrieren möchte und sich hinter Aktenbergen und Vorschriften versteckt. Im Gegenteil.
Geschickt enttarnt er die „nationalen Interessen“, die sich als Bremsklotz der europäischen Einigung erweisen und eine Krise des Projekts Europa herbeirufen, als dass was sie wirklich sind: partikulare Interessen einzelner Machtakteure, die um ihren Einfluss fürchten und eine Weiterentwicklung Europas hin zu einem europäischen und demokratischen Staatengebilde der Regionen und der Vielfalt behindern. Die Lösung des vielbeschworenen Demokratiedefizits des Projekts Europa wird gerade auf der Ebene der Nationalstaaten kontinuierlich blockiert. Fröhlich wird auf nationaler Ebene geschickt die Klaviatur der Vorurteile gegenüber Europa geschürt und „nationales Interesse“ geheuchelt, dass aber keineswegs im Interesse des Einzelnen liegt. Im Gegenteil.
Für mich persönlich ist der Geist des Hertensteiner Programms in diesem Buch deutlich zu spüren. Mehr will ich aber nicht mehr verraten.
Die Daten zum Buch:
Robert Menasse: Der europäische Landbote, Paul Zsolnay Verlag, Wien 2012, ISBN 978-3552-05616-9
Das Buch ist bei allen gängigen Onlineshops auch als E-Book (ePub) erhältlich.