#LINKSDERWOCHE | 8/2025: Produktivität, Lean, Agile, Leadership und Management

PRODUKTIVITÄT

Vorbilder | Weshalb es keine gute Idee ist, erfolgreiche Menschen kopieren zu wollen

Man hört im Leben – zumindest ich höre das immer wieder, man solle sich doch an erfolgreichen Vorbildern orientieren. Da sträuben sich mir ehrlich gesagt die Nackenhaare. Natürlich kann ich mir von jemandem, der erfolgreich war oder ist, etwas abschauen. Überlegt, mit Maß und Verstand und durchaus sinnvoll. Aber jetzt kommt die Einschränkung: Wir dürfen nie vergessen, dass die Rahmenbedingungen und das Umfeld ebenso eine Rolle spielen wie ein Quäntchen Glück und Zufall. Auch hier sind die Dinge viel komplexer, als uns die vielen tollen Ratgeber glauben machen wollen. Dan Rockwell bringt es in fünf Punkten auf den Punkt:

https://leadershipfreak.blog/2025/02/21/5-reasons-its-bad-copy-successful-people/

LEAN

Einverantwortung | Kultur der Verantwortlichkeit und Eigenverantwortung stärken

Was mir an Lean besonders gefällt, ist die Betonung der Eigenverantwortung im Sinne der Stärkung der Problemlösungskompetenz aller Beteiligten einer Organisation auf allen Ebenen. Das ist für mich untrennbar mit dem Kaizen-Gedanken verbunden. Dazu gehört natürlich auch die Ergebnisverantwortung. Eine der vielen Gemeinsamkeiten von Lean und Agile. Dazu braucht es auch einen entsprechenden Rahmen, den man mit entsprechenden Mitteln im Arbeitsalltag umsetzen kann. Verantwortung und Eigenverantwortung müssen täglich erlebbar und spürbar sein, damit sie auch wirklich wirken. Das ist die Quintessenz, die ich aus dem Beitrag von Tim McMahon mitnehme.

http://www.aleanjourney.com/2025/02/foster-culture-of-accountability-in.html

AGILE

Radical Candor | Konstruktives Feedback ist sinnvolles Feedback, aber nicht immer ist Feedback konstruktiv

Feedback ist nicht gleich Feedback. Und wenn ich ehrlich bin, zucke ich innerlich zusammen, wenn ich das Wort Feedback höre. Wer den Artikel von Fadi Stephan liest, ahnt wahrscheinlich sofort, warum. In diesem Artikel geht es um das Konzept Radical Candor des Buchautors Kim Scott. Die Idee gefällt mir gut. Mal sehen, was ich in meiner beruflichen Praxis daraus machen kann, um selbst besser Feedback zu geben und andere dabei zu unterstützen, Feedback zu geben, das keinen bitteren Beigeschmack hinterlässt. Schließlich wollen wir besser werden und Neues lernen. Das geht nur in einem fairen Diskurs (irgendwie erinnert mich das wieder an Karl Poppers Idee des kritischen Rationalismus, warum auch immer 🫣). Und wieder ein Buch mehr auf meiner Leseliste.

https://www.kaizenko.com/how-to-give-and-receive-feedback-using-radical-candor/

Retrospektiven | Sieben einfache Tipps für werthaltige Retrospektiven

Ich weiß, dass die Versuchung groß ist, Retro so fantasievoll und abwechslungsreich wie möglich zu gestalten. Auch ich bin vor langer Zeit in diese Falle getappt. Inzwischen setze ich mehr auf Routinen und wiederkehrende Elemente, die je nach Themenschwerpunkt durch variable Elemente ergänzt werden. Das Ganze so einfach wie möglich halten, um Ablenkungen und Störungen für alle Beteiligten gering zu halten. Ebenso werden die Ergebnisse für alle protokolliert, damit nichts verloren geht. Etwas schwieriger ist es, die verschiedenen Akteure aktiv einzubinden. Die einen sind von sich aus etwas aktiver und energischer, andere sind von Natur aus etwas stiller und zurückhaltender. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Es darf auch nicht zu lange dauern, denn wir haben ja noch was zu tun 😉 Die Tipps für Retros von Simon Flossmann passen gut zu dem, was ich gerade gesagt habe. Sie können hier nachgelesen werden:

https://www.scrum.org/resources/blog/7-tipps-wie-du-die-sprint-retrospektiven-moderierst-ohne-zeit-deines-teams-zu-verschwenden-und-das-vertrauen-des-managements-zu-verlieren

Selbstorganisation | Ein Begriff mit vielen Facetten und Deutungen

Kaum ein Begriff wird im Zusammenhang mit Agilität so oft genannt wie Selbstorganisation. Seien wir ehrlich: Jede Organisation organisiert sich selbst. Sonst würde sie nicht funktionieren. Ob damit viel Freiheit für den Einzelnen verbunden ist oder nicht, ob damit ein hohes Maß an Eigenverantwortung einhergeht oder nicht – das spielt zunächst einmal keine Rolle. Sie sehen, der Begriff der Selbstorganisation lässt ein breites Spektrum an Interpretationen zu. Im Kontext der öffentlichen Verwaltung verwende ich gerne den Begriff der Selbstverwaltung im Team. Selbstverwaltung, damit kann man – zumindest auf kommunaler Ebene – viel anfangen und hat schon mal einen roten Faden zur Orientierung (siehe Art. 28 II Abs. 2 GG: Kommunale Selbstverwaltung). Kleine Randnotiz für alle, die behaupten, Verwaltungen könnten nicht „agil“ sein – die machen das zum Teil schon viel länger als manche Unternehmen. In anderen Organisationen spreche ich gerne von sich selbst steuernden Teams. Auch das grenzt die Interpretation etwas ein. Aber es gibt immer noch viel Spielraum. Spielraum und – ja auch das – Ambivalenz. Was Selbstorganisation bedeutet, muss immer wieder neu ausbalanciert und austariert werden. Oder wie Peter Rubarth es treffend formuliert: „Es gibt nicht „die“ richtige Definition von Selbstorganisation – aber es macht einen großen Unterschied, welches Verständnis der eigenen Arbeit zugrunde liegt“.

https://t2informatik.de/blog/zwei-gesichter-selbstorganisation/

Lernkompetenzen der Produktentwicklung | Entdecken, Liefern und Valdidieren

Sich auf die Reise zu machen, um etwas einem bisher Unbekanntes zu entdecken, „Lernkompetenzen“ voraus. So ähnlich verhält es ich mit der Produktentwicklung für die Scrum gemacht worden ist (kleiner Seitenhieb: Scrum ist super, wenn es um das explorative Neuentwickeln geht – dafür wurde es gemacht. Bitte nicht da überstülpen, wo prozessuales Arbeiten notwendig ist). Zu diesen Kompetenzen gehören: Entdecken, Liefern, Validieren. Übrigens so ähnlich funktioniert wissenschaftliches Arbeiten. Simon Flossmann führt diese drei Kompetenzen im Scrum-Kontext etwas ausführlicher aus.

https://www.scrum.org/resources/blog/ohne-diese-3-kernkompetenzen-scheitert-produktentwicklung-garantiert-und-wie-scrum-sie-erfolgreicher-macht

Rollenreflexion | Scrum Master und Agile Coaches als „Klebemittel“ der Organisation

Barry Overeem hat in einem Blogbeitrag einige Gedanken geäußert, die ich interessant finde. Sind Scrum Master:innen und Agile Coaches „Glue Roles“ (pardon, mir will keine gute deutsche Übersetzung einfallen und die KI war auch nicht wirklich hilfreich mit Alternativen vorzuschlagen)? Also Rollen, die wie ein sozialer Kitt in der Organisation wirken und diese zusammenhalten? Ich denke tatsächlich, dass die Argumente dafür sprechen, dass Rollen in diese Kategorien fallen könnten. Was haltet ihr von den Schlussfolgerungen des Autors?

https://medium.com/the-liberators/why-scrum-masters-and-agile-coaches-are-glue-roles-e447ed49de10

LEADERSHIP UND MANAGEMENT

Intelligente Entscheidungsfindung | Oder warum ein schneller Konsens auch ein Alarmzeichen sein kann

Die Ideen hinter dem Beitrag von Dan Rockwell passen gut zum Thema Agile, aber genauso gut zum Thema Management. Deshalb habe ich ihn hier platziert. Warum, erkläre ich gleich. Über Agile und New Work hat sich die „Idee“ der Konsensentscheidung als Ideal stark verbreitet und wird leider viel zu oft unreflektiert „missbraucht“ (ich bitte um Entschuldigung für die Begriffswahl, aber so kommt es mir leider viel zu oft vor). Übrigens genauso wie die Vorstellung, Mehrheitsentscheidungen allein seien „demokratisch“. Man merkt bei diesen Dingen immer wieder, dass das Wissen um das breite Spektrum der Demokratietheorie bei vielen Mitmenschen sehr mangelhaft ausgeprägt ist. Eigentlich schade. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass wir aus der Demokratietheorie viel für die Führung lernen können. Um auf Dan Rockwell zurückzukommen – so lobenswert es auch erscheinen mag – das Streben nach Konsens ist nicht immer zielführend. In vielen Fällen ist es sogar sinnvoller, auf Konsens zu setzen als auf Konsens, d.h. zu schauen, bei welcher Alternative der Widerstand am geringsten ist. Warum? Unterschiedliche Meinungen sind wichtig, um die „Schwachstellen“ in der Lösung herauszuarbeiten und nur so können wir ggf. auch ganz neue Lösungswege entdecken. Ziemlich olle Kamelle, zumindest für diejenigen, die sich mit Demokratietheorie beschäftigt haben 😉 Wem der Beitrag von Dan Rockwell Appetit auf mehr gemacht hat, der schaue sich einfach mal das „Systemische Konsensieren“ (eine Konsensmethodik) an oder beschäftige sich mit deliberativen Ansätzen, die auch in den sehr beliebten Liberating Structures ihren Niederschlag gefunden haben.

https://leadershipfreak.blog/2025/02/19/how-smart-teams-make-timely-decisions/

Bürokratie | Ein differenzierter Blick auf die viel gescholtene Bürokratie

Wer meinen Blog aufmerksam liest, weiß, dass ich mit dem oft verbreiteten Bürokratie-Bashing auf Kriegsfuß stehe. Bürokratie an sich ist nichts Schlechtes. Wenn die Qualität stimmt. Bürokratie ist sogar unerlässlich, damit Organisationen nachvollziehbare Entscheidungen treffen können, und sie trägt zur Verlässlichkeit bei. Das Problem – und das ist nicht nur meine These – ist oft die Qualität der Bürokratie. Nämlich immer dann, wenn sie zum Selbstzweck zu werden droht. Ein Phänomen übrigens, das der Vater der Bürokratietheorie, Max Weber, schon vor über 100 Jahren beschrieben und als Gefahr benannt hat. Deshalb freue ich mich, wenn zur Abwechslung mal jemand zu einem differenzierten Blick auf die Bürokratie einlädt. So wie hier Felix C. Stein. Kleiner Tipp: Die 7 Arten nicht wertschöpfender Arbeit (Muda, gerne auch Verschwendung genannt) sind hilfreich, um Verbesserungspotentiale in bürokratischen Organisationen zu finden. Nur so am Rande.

https://www.lean-agility.de/2025/02/buerokratie.html

Transformation | Es gelingt nur mit echter Beteiligung

Gelegentlich hört es sich schon etwas abgedroschen an, wenn der Satz fällt: „Betroffene zu Beteiligten machen.“ Dennoch ist etwas dran. Gerade wenn es um Veränderungen geht. Gegen die Betroffenen zu arbeiten ist vergebene Liebesmühe. Mit ihnen gemeinsam zu arbeiten, indem man sie beteiligt, erleichtert es ungemein. Und dass finde ich jedes Mal sehr spannend, es werden beständig neue Dinge entdeckt, die man so noch nicht auf dem Schirm hatte. Ganz wichtig, keine „Pseudo-Beteiligung“. Das geht nach hinten los. Jedes Mal. Auch wenn es immer noch genug Menschen gibt, die meinen eine Alibi-Veranstaltung sei vollkommen ausreichend. Ich habe es zu oft schon erlebt. Glaubwürdigkeit, Motiviation und vieles mehr kehrt sich ins Gegenteil. Mehr zum Thema von Olaf Hinz:

https://www.hinz-wirkt.de/lotsenblog/artikel/6049-betroffene-zu-beteiligten-machen/

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