
Nach dem ich letzte Woche ein verlängertes Wochenende mit einer Familienwandung im Gimpelhaus, Tirol verbracht habe, mussten letzten Montag leider die Links der Woche ausfallen. Das holen wir natürlich nach, den die Sommerpause folgt erst noch (auch wenn gefühlt, dass Sommerloch längst da ist 😉 D. h. heute gibt es ein gleich zwei Wochen zusammengefasst und damit hoffentlich genug Lesestoff für Euch.
Produktvitität
Emotionen als schlechte Ratgeber | Wie wir verhindern, Problem zu lösen, die (so) nicht existieren
Ein rein „rationaler“ Ansatz ist sicher ebenso wenig gesund wie ein rein intuitives Verhalten aus dem Bauch heraus. Wichtig ist wie immer eine gesunde, selbstkritische Reflexion. Genau darum geht es, wenn Dan Rockwell rät, nicht aus dem „Bauch heraus“ zu handeln, sondern erst einmal zu recherchieren, auf welchen Annahmen die Emotionen beruhen und diese zu reflektieren. Das erspart viel Ärger. Leider nicht immer so einfach, wie es klingt. Das Bewusstsein dafür zu schärfen, kann helfen, nicht allzu oft in diese Falle zu tappen.
Gewohnheiten etablieren | Ein Trick für mehr Erfolg
Es ist schwer, Gewohnheiten zu schaffen. Sehr schwer. Ich selbst bin oft genug an vielen Versuchen gescheitert, z.B. täglich Sport zu treiben, täglich Tagebuch zu führen usw. usf. Vielleicht wäre ich erfolgreicher gewesen, wenn ich die Idee von Leo Babuta berücksichtigt hätte, die er Selbstregulation nennt. Hier werden Rückschläge bewusst nicht unter den Tisch gekehrt, sondern integriert, und der Ansatz verlangt keinen großen Wurf, sondern kleine Entwicklungsschritte. Letzteres war mir schon klar, aber der zweite Teil der Idee war mir nicht ganz bewusst.
https://zenhabits.net/autoregulate/
Lean
Kaizen | 10 Prinzpien für mehr Produktivität
Ich bin ein großer Freund von Kaizen geworden. Im Internet findet man viel über die Kaizen-Prinzipien und es gibt verschiedene Varianten, die aber im Kern sehr ähnlich sind. So auch diese Liste von Tim McMahon mit den 10 Kaizen-Prinzipien zur Steigerung der Produktivität. Die Auflistung weicht von meiner favorisierten Darstellung etwas ab, aber im Kern sind die Überschneidungen groß. Und das tut der Aussagekraft keinen Abbruch. Sehr spannend zu lesen.
http://www.aleanjourney.com/2024/07/10-principles-of-kaizen-to-maximize.html
Agile
Zusammenspiel zweier Rollen | Wie Scrum Master:in und Product Owner:in zusammenarbeiten sollten und was tun, wenn es Probleme gibt …
Der Scrum Guide ist in Bezug auf das Zusammenspiel der beiden Rollen Scrum Master und Product Owner eindeutig. Das heißt aber nicht, dass es immer so gut funktioniert, wie es der Scrum Guide suggeriert. Als Scrum Master bin ich in dieser Rolle für alle Beteiligten unterwegs. Für das Team, den/die Product Owner:in und – man höre und staune – auch für die relevanten Stakeholder. Ein gutes Zusammenspiel mit dem/der Product Owner:in und dem Team ist mir dabei immer wichtig. Jede Rolle hat einen Fokus auf einen Verantwortungsbereich und nur im Zusammenspiel können die Scrum-Rollen ihre volle Wirksamkeit entfalten. Wichtig ist, dass es ein Zusammenspiel auf Augenhöhe ist. Das finde ich auch sehr wichtig. Zu oft habe ich schon „übergriffige“ Scrum Master:innen erlebt. Ich habe aber auch schon Product Owner erlebt, die kaum mit ihren Scrum Master:innen zusammengearbeitet haben. Die Ursachen waren übrigens auffällig oft auch systembedingt und nur in wenigen Fällen nicht wirklich mit Zeit und viel Geduld zu lösen. Nur am Rande bemerkt. Wer sich für das Thema Interaktion zwischen Scrum Master und Product Owner näher interessiert, ist mit der verlinkten Podcast Episode der Product Owner gut bedient.
LeSS | LeSS mit eigenem Scrum-Leitfaden
Eines der bekannteren Skalierungs-Frameworks für Scrum ist LeSS. Ich finde LeSS im Kontext von skalierten Entwicklungsprojekten sehr spannend. Sobald aber Nicht-Entwicklung ins Spiel kommt oder aus anderen Gründen Teams angedockt werden, die nicht nach Scrum arbeiten, ist und bleibt Kanban mein bevorzugter Skalierungsansatz, ggf. ergänzt um die Idee der Flight Levels und Obeya. Aber das nur am Rande. Da ich in letzter Zeit selten bei LeSS war, ist mir nicht aufgefallen, dass es von LeSS einen eigenen Scrum Guide gibt. Das habe ich erst durch den Beitrag von Felix C. Stein erfahren, den ich hier verlinke. Dort erklärt Felix auch die Unterschiede zwischen den beiden Scrum Guides. Über die Sinnhaftigkeit lässt sich streiten und ich habe mir dazu noch keine abschließende Meinung gebildet.
https://www.lean-agility.de/2024/07/less-veroffentlicht-eigenen-scrum-guide.html
Inkrementelle Lieferung | Woran wir erkennen, dass es noch nicht ganz rund läuft …
Der inkrementell-iterative Ansatz im agilen Kontext stellt für viele oft die größte Herausforderung dar. Die Denkweise von einem potenziell lieferbaren Inkrement zum nächsten zu iterieren, ist nicht so einfach umzusetzen, wie es sich anhört. Es erinnert mich immer an eines der 10 Kaizen-Prinzipien, wonach wir nicht nach perfekten, sondern nach einfachen Lösungen streben sollen. An der einfachen Lösung lernen wir dann, wie wir es besser machen können, und entwickeln sie weiter. Mary Iqbal hat für sich vier Warnsignale identifiziert, die darauf hindeuten, dass in einem Team noch Luft nach oben ist, was das Verständnis eines inkrementell-iterativen Ansatzes betrifft. Ist es schlimm, wenn man sie entdeckt? Nein. Jeder fängt irgendwo an und wir entwickeln uns weiter, weil wir den Bedarf erkennen. Darum geht es. Zu erkennen, wo wir uns verbessern können und uns weiterzuentwickeln.
Schwungrad | Die Energie im Team in Schwung bringen und stärken
Ich habe einen neuen Podcast für euch. Er heißt No Agile Bullshit. Auf Mastodon bin ich darauf aufmerksam gemacht worden und war prompt Gast in einer Podcast Episode über Obeya und Agiles Management. Die hat es allerdings nicht in die Links der Woche geschafft, obwohl sie schon letzten Freitag online ging. Mit Eigenwerbung halte ich mich in den Links der Woche gerne zurück. Hier soll Platz sein für die Ideen anderer. So sehe ich das zumindest. Mein Namensvetter Thomas spricht vom „Schwungrad“ als Metapher dafür, wie wir Energie ins Team bringen. Ein spannendes Thema, denn hier geht es vor allem darum, die intrinsische Motivation zu stärken. Sehr hörenswert, wie ich finde. Ich höre mir gerade auch die älteren Folgen an und habe den Eindruck, da ist für jeden etwas dabei.
https://no-bullshit-agile.de/nba24-das-schwungrad.html
Velocity | Wieder einmal …
Ja, es ist einfach nicht totzukriegen, dass das Management immer wieder auf die Idee kommt, die Velocity sei eine gute Kennzahl, um die Leistung eines Teams zu bewerten. Noch einmal: Finger weg. Das ist eine Kennzahl für die Mannschaft. Und nur für das Team. Sie sagt etwas über die Gleichförmigkeit des Arbeitsflusses aus. Nichts über die Ergebnisse. Und wenn es doch mal wieder passiert, hilft vielleicht die Idee von Stefan Wolpers. Eine kleine Übung, die zeigt, warum Velocity nicht die aussagekräftigste Metrik für das Management ist.
https://www.scrum.org/resources/blog/velocity-und-goodharts-law
Skalierung nach Blaupause | Weshalb wir nicht einfach mit einem „Framework“ antworten sollten
Ich arbeite gerne mit der Verbesserungs-Kata als Meta-Rahmen, wenn es um Veränderungen geht. Auch bei Skalierungen. Warum? Sie lädt zu messbaren Experimenten in Richtung eines gemeinsamen „Ziels“ ein, ohne den Weg zu zementieren, so dass auch die Art und Weise, wie wir das Ziel erreichen, offen bleibt und wir entdecken können, welcher Weg der bessere ist. Blaupausen überstülpen funktioniert in der Regel nicht, denn nichts ist komplexer als ein soziales Gebilde und Organisationen sind soziale Gebilde. Deshalb gefallen mir die Gedanken von Simon Flossmann zu diesem Thema sehr gut.
Agile Transformation | Stoppt die großen Veränderungsprojekte und setzt auf kontinuierliche Evolution
Ich hatte eben die Verbesserungs-Kata als Metamodell ins Spiel gebracht, das passt auch zu der Erkenntnis von Daniel Dubbel, der rät, die Finger von „agilen Transformationen“ zu lassen. Ich sehe das ähnlich. Eine geplante Transformation ist fast unmöglich, weil wir von komplexen Gebilden sprechen. Mir gefällt daher die Vorstellung einer Organisation, die sich in evolutionären Schritten kontinuierlich weiterentwickelt, viel besser als der große Wurf, bei dem 5-Jahres-Pläne schon nach einem halben Jahr nicht mehr aktuell sind. Kleine evolutionäre Schritte. Kontinuierlich hin zu einem echten prozessualen Nordstern sind meiner Meinung nach effektiver und effizienter als der verzweifelte Versuch eines großen Veränderungsprojektes, das allein schon aufgrund seiner Komplexität nicht nach Plan verlaufen kann und wird. Und wieder habe ich die Kanban-Prinzipien der Veränderung vor Augen…
https://t2informatik.de/blog/stoppen-sie-ihre-agile-transformation/
Produktvision | Charakteristika einer guten Produktvision
Ich habe schon viele Produktvisionen gesehen und gelesen. Mein Fazit: Eine wirklich gute Produktvision zu entwickeln und auszuarbeiten braucht viel Zeit und Geduld. Aber das Ergebnis ist es wert. Wer hier schludert und schnell vom Leder zieht, wird es später sehr bereuen. Das Warum ist die zentrale Frage, die gründlich beantwortet werden muss. Auch wenn Beiträge wie der von Lavaneesh Gautam die wichtigen Merkmale einer guten Produktvision zusammenfassen, ist das noch lange keine Garantie dafür, dass eine gute Vision entwickelt wird. Meiner Meinung nach ist es von zentraler Bedeutung, möglichst alle relevanten Stakeholder von Anfang an ins Boot zu holen und mit ihnen gemeinsam zu klären, warum das Projekt durchgeführt werden soll. Genauso wichtig ist es, die Vision für das Produkt immer wieder in Erinnerung zu rufen und zu schärfen. Denn nur so habe ich einen guten „Navigationspunkt“ im Projekt (nicht nur in der Produktentwicklung), der den Kurs bestimmen kann.
https://www.scrum.org/resources/blog/characteristics-good-product-vision
Management
Prozesse und Werkzeuge | Erst der Prozess, dann die Werkzeuge
Zuerst der Prozess, dann das Werkzeug. Das ist ein Credo und ein Mantra, das ich in fast allen Zusammenhängen immer wieder von mir gebe. Warum? Nicht das Werkzeug soll meine Prozesse bestimmen, sondern ich bzw. das Team und die Bedürfnisse, die ich bzw. das Team habe, um gute Ergebnisse zu erzielen. Danach passe ich die Werkzeuge an. Interessanterweise hatte Ivan Blatter kürzlich einen Gast in seinem Podcast, der genau dieses Thema sehr schön auf den Punkt bringt. Mit Maik Pfingsten sprach Ivan über Prozesse und Fehler, die wir im Umgang mit Prozessen machen. Das hat mir gut gefallen.