#GEDANKENBLITZ | Agil ist NICHT einfach machen

„Wir machen einfach – wir sind agil.“ – Autsch. Das schreit nach einer Intervention. Leider höre ich ähnliche Sätze öfter. Und jedes Mal zucke ich innerlich zusammen und denke mir, wie kommen die nur auf die Idee? In den meisten Fällen zücke ich dann das Agile Manifest und frage dann nach, wo dort von einfach machen die Rede ist. Interessanterweise stellt sich oft heraus, dass die meisten noch nicht vom agilen Manifest gehört haben. Dort steht nirgendwo geschrieben, dass agile einfach machen bedeutet. Das erste Prinzip hinter dem Agilen Manifest zum Beispiel lautet:  

Unsere höchste Priorität ist es, den Kunden durch frühe und kontinuierliche Auslieferung wertvoller Software zufriedenzustellen.

1. Prinzip des agilen Manifesto: https://agilemanifesto.org/iso/de/principles.html

Sprich: Oberste Priorität ist es, Mehrwert zu schaffen. Ein Problem zu lösen. Dazu müssen wir aber erst einmal wissen, was das Problem ist, dass unsere „Kunde“ hat. Wenn wir aber einfach machen, bedeutet dies, dass wir uns dazu keine Gedanken gemacht haben, wohin die Reise geht. Auch wenn wir in einem komplexen Umfeld nur eine grobe Vorstellung haben, was am Ende heraus kommen soll, weil wir Dinge noch gar nicht abschätzen können. Wir brauchen einen Ausgangspunkt, von dem wir uns iterativ-inkrementell näher können.

Und weil wir vielen Dinge nur erahnen können, aber nicht wissen, ist es für einen Agilisten auch kein Problem, wenn neue Erkenntnisse kurzfristig Änderungen erfordern. Änderungen nutzen wir, um im Sinne unseres Kunden oder Auftraggebers einen Mehrwert zu erzeugen. Auch hier – wir machen nicht einfach, sondern wir orientieren uns am Mehrwert, den wir erzeugen können. In kurzen Abständen liefern wir funktionierende Teillösungen. Um beurteilen zu können, ob die Teillösung funktioniert, müssen wir ebenfalls eine Referenz haben, an der wir prüfen können, ob wir erfolgreich sind. Sprich – auch hier gilt: Einfach machen und schauen, was passiert, ist nicht zielführend und ganz und gar nicht agil. Wir stellen viel eher ein Arbeitsthese auf, die wir am Ende einer Iteration überprüfen. Haben wir tatsächlich einen Mehrwert erzeugt und sind wir in der Lage nachhaltig und konstant Mehrwert zu schaffen?

Agil ist eben nicht einfach machen. Sondern ein bewusstes schrittweises Herantasten an die Ideallösung nach festen Grundsätzen. Zu diesen Prinzipien gehört die enge Zusammenarbeit im Team, die tägliche Synchronisation, die Einbindung der Anspruchsberechtigten und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Teamkompetenzen durch Selbstreflexion im Team.

2 Kommentare zu „#GEDANKENBLITZ | Agil ist NICHT einfach machen

  1. sic!

    Vielen Dank dafür Thomas.
    Wenn dieses Missverständnis überwunden ist, kommt das nächste.
    „Dokumentation? Wieso das, wir sind doch agil.“

    Das wird dann etwas schwerer, jedoch mit der selben Herangehensweise.
    1. Blick ins agile Manifest
    2. Verständnis erzeugen, dass „over“ eine Gewichtungsentscheidung beinhaltet und nicht „instead of“ bedeutet.

    Warum „schwerer“? Weil an den historischen Anfängen oftmals so gehandelt wurde, als sei das Spezifikationsdokument bereits das erwartete Lieferergebnis. Im Bereich von Code-Automaten auf Basis von UML-Diagrammen und dergleichen, findet sich dieser Irrtum hin und wieder noch in den verfügbaren Dokumenten.
    Mir war der Punkt so wichtig, dass ich die Gelegenheit nutze, um meine Auffassung mit dem Verständnis eines der Mit-Autoren, Arie van Bennekum, persönlich abzugleichen.

    Der Anlass war dieser hier:
    https://commodus.org/agileipzig-barcamp-3

    Für das „Herantasten“ an den Kern dessen, woraus sich der angestrebte Mehrwert ergibt, habe ich übrigens u.a. durch die Inspiration des Kollegen Krause (http://www.agil-inform.com) eine Sequenz entwickelt.
    Sie ist das kodifizierte Vorgehen als Ergebnis von 25 Jahren Erschließen des Unbekannten und seinen Herausforderungen.

    Es werden keine Tools oder Methoden vorgeschrieben. Es wird auch kein Handlungsbereich wie „Software“ oder „Verwaltung“ vorausgesetzt. Es geht schlicht darum, wie man als Menschen miteinander unterschiedlich unbekanntes Terrain erschließt.

    Es funktioniert daher sowohl beim Bäcker als auch beim Autohändler im Wald oder auf dem Berg.

    Feel free to benefit from my work:
    http://up2u.blog

    Kilbeggan steht übrigens ziemlich weit vorn auf meiner Favoritenliste. Nicht zu anstrengend, nicht sonderlich exklusiv und ausgewogen im Geschmack. Im wahrsten Sinne des Wortes „preiswert“.

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