Das Projektmagazin hat zur Blogparade eingeladen. Titel: Projektleiter 2030 – längst abgeschafft oder Schaltzentrale der digitalen (Projekt-)Welt? Wer sich beteiligen möchte, kann sich noch bis zum 31. Januar einklinken. Weitere Infos gibt es hier: https://www.projektmagazin.de/blogparade_2017
Ich bin nicht so sehr der große Freund, der Glaskugelkuckerei und tue mich damit schwer eine Prognose darüber abzugeben, ob der gute alte „Projektleiter“ durch die vielbeschworene Digitalisierung ausgedient hat. Auch geht es mir ähnlich, wie Bernhard Schloss, der zum einen mit dem Begriff Projektleiter und dem Begriff Digitalisierung seine liebe Not hat. Den Blogbeitrag von Bernhard Schloss könnt Ihr im Übrigen hier Nachlesen: http://www.bernhardschloss.de/blog/projektleiter-2030-taschenspielertricks-etikettenschwindel/
Wie persönlich stört der Begriff ProjektLEITER. Die Definition für Projektleiter lautet bei Wikipedia:
Der Projektleiter ist für die operative Planung und Steuerung des Projektes verantwortlich. Je nach Projektart ist er in diesem Zusammenhang für das Erreichen von Sach-, Termin-, Kosten- bzw. Ausbildungszielen im Rahmen des Projekts zuständig. Im Bereich der Planung legt er Ziele sowie benötigte Ressourcen für deren Erreichung fest.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Projektleiter#Aufgaben_des_Projektleiters
Der Projektleiter trägt nach dieser Definition allein die „Verantwortung“ die operative Steuerung des Projekts und die Projektplanung. In der Praxis dürfte das wohl eher selten der Fall sein und auch noch seltener durchsetzbar sein. Projektleiter haben in den seltensten Fällen echte Leitungsfunktion. Sie haben keine disziplinarische Verantwortung für die Mitglieder ihres Teams, die ohnehin oft zusätzlich in der Linienorganisation verhaftet sind. und sind viel mehr auf die Kooperation der Teammitglieder angewiesen, um im Projekt gesteckte Ziele zu erreichen, als dies auf dem Papier und der grauen Theorie zu sein scheint. Leiter im klassischen Sinne ist daher ein irreführender Begriff und ich bin versucht an diesem Punkt dem bereits erwähnten Bernhard Schloss zu zustimmen, der im Titel des Projektleiters lediglich einen Etikettenschwindel vermutet.
Wer Projekte koordiniert, der weiß, dass hier nicht klassische Leitungsqualitäten gefragt sind. Sondern, dass es hier um Fragen der lateralen Führung, der dienenden Führung geht. Gute Projektleiter sind Trainer, Schiedsrichter, Moderatoren und Mentoren. Das gilt nicht nur für das agile Umfeld. Sondern war schon immer der Unterschied zwischen guten und weniger guten „Projektleitern“ in klassischen Projekten. Der feine, aber kleine Unterschied, der den Projekterfolg mitbestimmt, ist und bleibt die soziale Kompetenz, die Fähigkeit Menschen mit zunehmen, zu begeistern und ihre Fähigkeiten, Stärken zu befördern.
Mit der wachsenden Verbreitung agiler Ansätze und der agilen Geisteshaltung rückt auch das Bewusstsein, dass es eben diese weichen Faktoren sind, den Erfolg im Projektmanagement ausmachen immer stärker in den Fokus. Dass es im agilen Umfeld keinen Leiter im klassischen Sinne gibt, ist die Anerkennung eben jener Erkenntnis, nach der es eben die weichen Faktoren sind, die den Erfolg bestimmen. Insbesondere dann, wenn wir – wie in Projekten üblich – individuelle Lösungen entwickeln. Lösungen, die ggf. in Standards und Programme überführt werden, aber dann eben keine Projekte mehr sind.
Vor diesem Hintergrund wäre es wünschenswert, sich vom Begriff des „Leiters“ zu lösen, der – vor dem bereits erwähnten Hintergrund – eher in die Irre führt. Schafft sich damit die Projektleitung ab? Sicherlich nicht. Aber sie wird anders werden. So wie wir Führung anders denken werden. Ist das ein Verdienst der Digitalisierung? Vielleicht – im Sinne eines Katalysators, der einen Prozess beschleunigt, der bereits im Werden ist.
3 Kommentare zu „#PROJEKTLEITER2030 – ein Beitrag zur Blogparade des Projektmagazins: Projektleiter ist ein irreführender Begriff“