Das Theater Heilbronn geht schon seit längerer Zeit neue Wege im Bereich des Social-Media-Marketings, die mich persönlich immer wieder begeistern und von den ich mir hoffe, dass sie bald mehr Nachahmer finden.
Neben den üblichen Kanälen wie Homepage, Blog, Twitter, Facebook, Google+, Youtube und Flickr lassen sich die Verantwortlichen einiges einfallen. Unter anderem hat das Theater Heilbronn als erstes deutsches Theater einen Tweetup organisiert und versucht sich in weiteren Formaten und Ideen.
Die neueste Aktion bei der Premiere des neuen Stücks Enron am 25. Januar 2014 durften ausgewählte Blogger als Gäste dabei sein. Der Ruf des Heilbronner Theaters hat dabei auch mich erreicht und nur zu gerne war ich bereit mich bei diesem Experiment zu beteiligen, auch wenn ich das Schreiben von „Theaterkritikern“ nicht für meine Kernkompetenz halte. Und ich muss sagen, es hat sich gelohnt.
Über das Stück
Vielleicht erinnert sich noch der eine oder andere an den Enron-Skandal, ausgelöst durch dubiose Finanzgeschäfte des Großkonzerns und seiner Verquickung bis in die höchsten Ränge der us-amerikanischen Politik. Das Stück von Lucy Prebble greift Skandal auf, erzählt die Geschichte der Protagonisten des Skandals und führt damit den – nach wie vor tagesaktuellen – entfesselten Finanzkapitalismus, die Folgen der Gier nach Geld und Macht drastisch und plakativ vor.
Mehr zum Hintergrund des Theaterstücks gibt es im Blog des Heilbronner Theaters zu lesen. In dem folgenden Video gibt darüberhinaus der Regisseur Axel Vormann einige Einblick zum Hintergrund des Stücks:
Zur Inszenierung
Neben der „Geschichte“ selbst hat mich die Umsetzung des Stück sehr beeindruckt. Die schauspielerische Leistung der Darsteller in Verbindung mit den Videoeinspielungen, die die Bühnentechnik sicherlich vor eine ordentliche Herausforderung gestellt hat, haben nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht.
Die bewusste Überzeichnung bestimmter Charaktere hat dazu beigetragen, die Atmosphäre zu lockern, aber auch den Wahnwitz der Geschichte deutlich zu machen und hervorzuheben. Offenkundig wird, wie die handelnden Charaktere Opfer ihrer eigenen Gier nach Geld und Einfluss werden, die letztendlich den Zusammenbruch ihrer Finanzkonstruktion zur Folge hat und Existenzen viele Menschen zerstören sollte, während die eigentlichen Verursacher, die „Manager“ Jeffrey Skilling und sein Handlanger Andy Festow (im Stück, wie im realen Leben) relativ ungeschoren davon kommen. Im Grundtenor schimmert hervor, wie sehr der Faktor „Ethik“ auch im Unternehmenshandeln eine schwerwiegende Rolle spielen sollte (aber in der Realität und trotz aller Beteuerung bis heute nicht spielt). Erschreckend ist, die Aktualität des Stücks, dass eindringlich daran erinnert, stark die Finanzmärkte und diese Märkte beherrschenden Unternehmen, nach wie vor dominieren und mit ihrem Gebaren existenziell unser Leben bestimmen.
Resümee
Diese Inszenierung ist mehr als gelungen und macht Lust auf mehr. Der Besuch der Premiere war ein Genuss und eine Freude. Ich kann dem Theater Heilbronn nur zu seiner gelungenen Premiere gratulieren.
P. S.: Noch bis zum 10. Februar gibt es die Möglichkeit sich an der Blogparade des Theaters Heilbronn zu beteiligen. Hier gibt es mehr Infos: Blogparade „Alles „nur“ Theater!?“
Lieber Thomas, vielen Dank für Deinen wunderbaren Blogartikel zur „Enron“-Premiere. Schön, dass der Abend so einen nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen hat. Wir wünschen uns, dass möglichst viele Menschen den Artikel lesen und werden ihn deshalb fleißig weitertwittern und posten. Bis hoffentlich bald. Liebe Grüße aus dem Theater Heilbronn von Silke
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