In Weinsberg, in der Stadt in der ich lebe, wurde heute ein/e neue/r Bürgermeister*In gewählt. 5 Bewerber*innen standen auf dem Stimmzettel. Nicht einmal 50% der Wahlberechtigten haben von ihrem Recht Gebrauch gemacht, zur Wahlurne zu gehen. Ich bin sprachlos, nein, fassungslos. Ist es den Menschen in dieser Stadt wirklich so egal, wer in den nächsten 8 Jahren die Geschicke dieser Stadt bestimmt?
Entschuldigung, in mir brodelt es. Ich hätte eine geringe Wahlbeteiligung verstanden, wenn nur der Amtsinhaber zur Wahl angetreten wäre. Aber nein, es gab keinen Amtsinhaber. Und es standen 5 (!!) Bewerber*innen zur Auswahl, von denen 4 mindestens erstanzunehmend gewesen sind. Die kommunale Ebene ist die Wiege der Demokratie und wenn es hier schon bescheiden läuft, wie soll es dann auf den höheren Ebenen laufen? Wenn wir es nicht einmal dort schaffen, die Menschen an die Wahlurnen zu bringen? Was sagt das über das Demokratieverständnis meiner Mitmenschen aus? Im ersten Moment war ich fassungslos. Und enttäuscht. Enttäuscht von der Bürgerschaft meines Wohnortes.
Es hilft nichts. So ist es nun einmal. Für die Zukunft stelle ich mir die Frage: Wie kann man die lokale Zivilgesellschaft aktivieren? Ich erinnere mich, dass andernorts aktive Bürgerbeteiligung dazu beigetragen hat, das Interesse an der Kommunalpolitik zu beleben. Dazu braucht es aber mehr als eine einmalige Online-Befragung mit einem einmaligen Präsenzworkshop. Dies könnte ein Baustein sein.
Ich möchte mich jedenfalls nicht damit zufrieden geben, dass die Wahlbeteiligung schlecht ist und sich der Status von Weinsberg als Schlafstadt verfestigt. Daran für die Zukunft etwas zu ändern, ist eine Aufgabe, der wir uns stellen müssen. Der sich jeder stellen muss. Hier sind wir alle gefordert. Kommendes Jahr sind in Baden-Württemberg Kommunalwahlen.