#Gedankenblitz: Agileologen versus Agilisten

Schuld an diesem Blogpost sind Detlef Kreuz und Frederic Jordan. Beide haben mich, ohne es vermutlich zu ahnen, auf die Idee gebracht einen Brückenschlag zwischen meiner Aversion gegen ideologische Dogmen (Ismen) und meinem Faible für agilen Methoden zu bauen. Im Kern monierten beide, dass eine wachsende Zahl Protagonisten „Agile“ mit dem Duktus einer „Ersatzreligion“, einem Dogma der Unfehlbarkeit versehen. Zu Recht!

Obwohl ich ein großer Freund agiler Methoden bin, so bleiben sie doch nur Methoden. Es sind Hilfsmittel hinter denen sich eine bestimmte Grundhaltung oder besser Geisteshaltung verbirgt. Eine Geisteshaltung, die meiner Meinung nach diametral zu der Idee steht, agile Methoden als Allheilmittel für den Umgang mit Komplexität zu sehen. Aber genau dies tun – wie bereits erwähnt – im wachsenden Umfang viele. Diese „Agileologen“ erhöhen die Idee einer Methodik, einer – aus meiner Sicht kritischrationalistischen Denkweise – zu einer Ideologie mit dem Anspruch auf „absolute Wahrheit“, ohne sich eigentlich bewusst zu sein, wie schizophren dies eigentlich ist.

Der Grundgedanke der agilen Methoden, auch wenn er im agilen Manifest nicht dokumentiert ist, lautet dass die Welt komplex ist. In einer komplexen Welt gibt es keine absolute Wahrheit, keine perfekte Lösung oder anders ausgedrückt: DIE Lösung existiert nicht. Genauso wenig existiert daher DIE Methode, die zu DER Lösung führt nicht. Es gibt kein Allheilmittel. Es existieren viele Wege, viele Methoden und Ansätze. Eben dieser Grundgedanke schwebt in den agilen Methoden mit. Wer aber agile Methoden mit dem Duktus der „Ideologie“ versieht, ihnen einen absoluten Wahrheitsgehalt zuspricht, der wiederum missversteht den Kerngedanken der Agilität. Er wird zum Agileologen. Er steht damit im Widerspruch zu dem, was behauptet zu sein: ein Agilist.

Für mich persönlich ist ein Mensch, der auf agile Methoden zurückgreift ein kritisch-rationaler Mensch, der einen Weg sucht sich dem Kern der Wahrheit zu nähern und dabei anerkennt, dass es keine absolute Wahrheit gibt. Er anerkennt in diesem Sinne, die Vorstellung, dass auch andere Wege, Ideen und Methoden zu befriedigenden Lösungen finden können und er sucht den Austausch, den Dialog mit sich scheinbar widersprechenden Ansätzen, auf der Suche nach möglichst besten Lösung. Genau, dass ist es was einen Agilisten in meinen Augen ausmacht.

Kurz gefasst: für einen Agilisten ist und bleibt „Agile“ eine mögliche Methode unter vielen. Ein Hilfsmittel. Er anerkennt, dass es auch andere methodische Ansätze geeignet sein können, die bestmögliche Lösung zu erzielen.

8 Kommentare zu „#Gedankenblitz: Agileologen versus Agilisten

  1. Hallo Thomas,

    Wie heute schon erwähnt, bin ich ja der ganzen Methoden zumindest nicht geprüft fähig.

    Aber schlussendlich kann doch immer nur offene Kommunikation zu dem besten Ergebnis führen.

    Offen, in dem Sinne, dass man alle Sichten /Meinungen anerkennen kann und am Ende gemeinsam zum Erfolg kommt.

    Dass das dabei einen „Verhandlungsführer“ geben muss, okay. Aber die Methode ist doch egal, insbesondere da man ja auch immer die Menschen zur Methode bräuchte.

    Grüße Dirk

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  2. Ist ne Menge dran, an deinen Worten.

    Ich sehe mich selbst ja als Agilist, muss aber auch einräumen, dass die Versuchung, agil als absolute Wahrheit zu preisen, schon da ist. Vor allem weil es manchmal den Anschein hat, dass dem Status Quo nur mit Methoden beizukommen ist.

    Aber nun: Fehlbar ist Keiner und als Agilist weiß ich zumindest das mit Bestimmtheit. Müssen wir halt gegensteuern, wenn wir mal drauf reinfallen.

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